22.11.2024
Ernst Barlach Haus:
Elfriede Lohse-Wächtler «Ich als Irrwisch»



Das Ernst Barlach Haus würdigt aus Anlass des 125. Geburtstags der großen Malerin der Neuen Sachlichkeit Elfriede Lohse-Wächtler mit einer Ausstellung. Es ist eine Retrospektive aus Aquarellen, Pastellen, Bleistift- und Federzeichnungen, die ihre Arbeit dokumentieren. Die Malerei der Avantgarde wurde am 4. Dezember 1889 im sächsischen Löbtau als Anna Friede Wächtler geboren, wuchs in einem bürgerlichen Elternhaus auf. Sie gab sich später den Vornamen Elfriede. Mit sechzehn Jahren verlässt sie das Elternhaus, besucht ab 1915 vier Jahre die Königliche Kunstgewerbeschule Dresden, erst in der Fachklasse Mode, dann ab 1916 die Angewandte Grafik. In diesem Jahr belegt sie an der Dresdner Kunstakademie bis 1919 Mal- und Zeichenkurse. Sie ist als «Nikolas Wächtler» in den Dresdner Szene bekannt, findet Anschluss an die Dresdner Sezession Gruppe 1919, Aufnahme in den Freundeskreis um Otto Dix, Otto Griebel und Conrad Felixmüller. Im Atelier von Felixmüller mietete sie sich ein, ihren Lebensunterhalt verdiente sie mit Batiken, Postkarten- und Illustrationsarbeiten.

Zum Dresdner Zirkel gehörte auch der Maler und Sänger Kurt Lohse, den sie 1921 heiratet. Über Görlitz 1922, geht es 1925 nach Hamburg. Die Ehe ist schwierig, das Paar trennt sich in den folgenden Jahren mehrmals. Trotzdem sind diese Jahre bis 1931 trotz persönlich belastend ihre künstlerisch produktivsten Zeit. Sie beteiligt sich 1928 an einigen Ausstellungen der Neuen Sachlichkeit, auch wird sie Mitglied der «Hamburger Künstlerschaft». Das war von 1920 bis 1932 eine Dachorganisation des Hamburger Künstlervereins und der Hamburgischen Sezession, ab 1929 bis 1933 die Hamburger Bezirksgruppe des Reichsverbandes bildender Künstler. Die prekären Lebensverhältnisse führen bei Elfriede Lohse-Wächtler zu psychischen Problemen, 1929 zum ersten, wenn auch kurzen Aufenthalt in dem psychiatrischen Staatskrankenhaus Krankenhaus in Hamburg-Friedrichsberg.

Trotz der wechselnden wirtschaftlichen und politischen Zeiten – Weltwirtschaftskrise und Aufstieg der Nationalsozialisten – entstehen noch immer – eindrucksvolle Arbeiten. Sie dringt in die Männerwelt und den Sperrbezirken ein. Sie malt im Hafen wie im Rotlichtbezirk St. Pauli, Hafenbilder und Kneipen- und Bordellszenen, dass getragen von der Bildsprache der Kunst der Neuen Sachlichkeit. Als Künstlerin geschätzt, wirtschaftlich aber ohne Erfolg, geht sie im Mai 1931 nach Dresden zurück. Aber auch hier familiäre Spannungen dazu der weitere Aufstieg der Nationalsozialisten. Im Frühjahr 1932 die Einweisung in die psychiatrische Landesanstalt Arnsdorf in Sachsen. Ab 1933 die Nationalsozialisten haben die Macht, wird Elfriede Lohse-Wächter 1935 mit der Diagnose «schizophren» entmündigt und zwangssterilisiert. Trotzdem arbeitet sie weiter.
Elfriede Lohse-Wächtlers Leben als Künstlerin endet im staatlich legitimierten und der sanktionierten Ermordung im Rahmen der Euthanasie-Aktion T4 in der sächsischen Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein am 31. Juli 1940.
khw


Elfriede Lohse-Wächtler – «Ich als Irrwisch»
Hommage zum 125.Geburtstag

Bis zum 9. Februar 2025 - Dienstag – Sonntag 11- 18 Uhr
Ticket 9 Euro, ermäßigt 6 Euro
Ernst Barlach Haus – Stiftung Hermann F. Reemtsma
Jenischpark – Baron -Voght-Straße 50a
22609 Hamburg

Segler - 1931 - Pastell


Lissy - 1931 - Aquarell über Bleistift