29.06.2024
|
|
Ernst Barlach Haus:
HANS PLATSCHEK – Höllenstürze – Hahnenkämpfe – Nette Abende
|
Verspätet zum 100. Geburtstag von Hans Platschek, geboren am 12. März 1923 in Berlin, gestorben am 9. Februar 2000 in Hamburg, zeigt das Ernst Barlach Haus im Jenisch-Park eine Ausstellung zum Schaffen des rastlosen Kosmopoliten und Künstlers.
Meine erste Begegnung mit der Malerei von Hans Platschek fand in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts in der Realismus-Ausstellung im Turmbunker gegenüber des Dammtor-Bahnhofs statt. In der Ausstellung wurden zwei Arbeiten von Hans Platschek gezeigt: „Die Führungskraft“ und „Das Wunschkind“, zwei Arbeiten aus 1970.
Das Ernst Barlach Haus präsentiert das breite Œuvre von Hans Platschek. Aufgewachsen in einer jüdischen Familie in Berlin, Flucht der Familie vor den Nationalsozialisten nach dem November Pogrom 1938, Exil ab 1939 in Montevideo / Uruguay. Hier zeichnet Hans Platschek unter dem Pseudonym »Filipo« antifaschistische Zeichnungen, die in Zeitungen veröffentlicht werden. Ab 1940 als Mitglied der Federación de Estudiantes de Plástica del Uruguay bei, die sonntags öffentliche Ausstellungen veranstaltet, kann er auch ausstellen. In der Malerei orientiert er sich an dem expressionistischen Künstler Oskar Kokoschka, über den er auch eine Monografie schreibt, die 1946 in Buenos Aires veröffentlicht. Bereits früh ist das Schreiben gleichberechtigt neben seiner bildenden Kunst, zeichnen und malen. In Montevideo ab 1948 erste Einzelausstellungen im Ateneo und Galerien in der Stadt. Es folgen bis 1952 Ausstellungen in Buenos Aires, Santiago de Chile und seine Teilnehmer an der 1. Biennale von São Paulo. Rückkehr 1953 aus dem südamerikanischen Exil in die Bundesrepublik Deutschland nach Frankfurt/Main, beherbergt von der Kunsthändlerin Hanna Bekker vom Rath. Beim pendeln zwischen Frankfurt/Main, München, Rom, London und Hamburg entfaltet er ein umfangreiches Werk als Maler, Essayist und als ein streitbarer Kunstkritiker. Erste Ausstellung in der Münchener Galerie Otto van de Loo die ihn über Jahre fördert und präsentiert.
Bereits 1958/59 Teilnehmer der 29. Biennale von Venedig und der II. documenta in Kassel als wichtiger Vertreter der informellen Malerei, kommt es wenig später zu seinem Stilwechsel zur figürlichen, zur realistischen Malerei. Er lernt die Schriftstellerin Gisela Elsner kennen, heiratet sie 1967. Es folgen Einzelausstellungen in Rom, Florenz und Verona, 1963 Gastdozent an der Ulmer Hochschule für Gestaltung. Gemeinsamer Umzug nach London. Hier schreibt er seine scharfe Kritik gegen die documenta III und den Lieblingsextrakten der Deutschen in den Nachkriegsjahren, dem Maler Ernst Wilhelm Nay, mit dem Titel in der SZ „Expedition im Schrebergarten“.
Umzug über Tanger, Spanien, Paris, Amsterdam nach Hamburg, wo er bis zu seinem Tod lebt. Die Scheidung von Gisela Elsner im November1976. Bis 1978 Teilnahme an Gruppenausstellungen in Italien, Teilnahme an der Biennale der Ostseeländer in Rostock/DDR, Reisen nach New York, Caracas und Paris. In Hans Platscheks Spätwerk ist nichts Abstraktes mehr vorhanden. Weiter setzt er sich mit kritischen Essays mit den Marktmechanismen wie den Trends in der bildenden Kunst auseinander.
Tragisch der Tod von Hans Platschek. In der Nach vom 8. auf den 9. Februar 2000 stirbt er in seinem Wohnatelier in den Grindel-Hochhäusern in Hamburg in Folge eines Schwelbrands, verursacht von seiner brennenden Havanna.
Der Katalog zur Ausstellung: Hans Platschek: Höllenstürze, Hahnenkämpfe, Nette Abende – Hg. Claus Mewes und Selima Niggl im Auftrag der Stiftung van de Loo der Ausstellung in der Kunsthalle Schweinfurt.
280 Seiten – reich illustriert – 30,00 EUR
khw
ERNST BARLACH HAUS: HANS PLATSCHEK
Höllenstürze. Hahnenkämpfe. Nette Abende.
Bis zum 13. Oktober 2024 – Dienstag – Sonntag 11 – 18 Uhr
Ernst Barlach Haus – Stiftung Hermann F. Reemtsma
Jenischpark, Baron-Voght-Straße 50A – 22609 Hamburg
Tel.: 040826085 |
|
Hans Platschek: Das Wunderkind - 1970
Hans Platschek: Netter Abend - 1972
|
|