17,06.2024
Museo Castello San Materno, Ascona: – Karl Hofer – Figuren, Stillleben, Landschaften

Das Museum Castello San Materno in Ascona feiert mit der Karl Hofer Ausstellung das zehnjährige Jubiläum. Im April 2014 wurde das Castello am Ortseingang von Ascona nach einer mehrjährigen sorgfältigen Restaurierung eröffnet. Die Geschichte des Hauses reicht ins 6. bis 8. Jahrhundert zurück. Im August 1919 erwarb der aus Belgien kommende Seidenhändler Paul Bachrach mit seiner Frau und Tochter Charlotte das Castello mit Park, dass zum Treffpunkt von Literaten und Künstlern wurde. Nach dem Tod von Charlotte Bara erwarb die Gemeinde Ascona 1987 das Anwesen. Auf Initiative von Urs Ris, dem deutschen Kunsthändler Hubertus Melsheimer, dem Notar und Rechtsanwalt Burkhard Scherrer, der Kulturstiftung Kurt und Barbara Alten und dem Bürgermeister von Ascona Luca Pissoglio wurde der Grundstein für das Museum gelegt.

Die ständige Sammlung umfasst Werke von Künstlern aus Worpswede und des deutschen Impressionismus. In Einzelausstellung wurden gezeigt der Worpsweder Landschaftsmaler Fritz Overbeck, die Wegbereiter des deutschen Impressionismus Louis Corinth und Max Liebermann. Präsentiert wurde auch der deutsch-amerikanische Maler und Grafiker Lyonel Feininger. Zum 10-jährigen Jubiläum des Museo Castello ist dem deutschen Künstler Karl Hofer (1878 – 1955) gewidmet, der zwischen Expressionismus und neuer Sachlichkeit zeitlebens eine eigenständige Kunstauffassung vertrat. In den frühen Jahren seiner Arbeiten wurde Hofer vom Schweizer Unternehmer in Winterthur Dr. Theodor Reinhart gefördert. Auch war Hofer später eng mit dem Tessin verbunden. Ab 1918 bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde ihm die italienische Schweiz zur zweiten Heimat.

Zu einer bilderstürmerischen Kompromisslosigkeit der Expressionisten oder der revolutionären Kunst der Kubisten hat sich Hofer nie hinreißen lassen. Auch stand er verständnislos den Konstruktiven gegenüber. Die Nazis grenzten Hofer, der 1937 mit acht Arbeiten in NS-Propagandaausstellung „Entartete Kunst“ vertreten war, aus. Erinnert sei auch an den öffentlich ausgetragenen Kunststreit mit Will Grohmann über Figuration und Abstraktion.

Nach 1945 war Karl Hofer an dem Aufbau der Hochschule für bildende Künste in Berlin beteiligt, erhielt 1948 die Ehrendoktorwürde der Berliner Universität, 1952 den Orden „Pour le mérite für Wissenschaft und Künste“.

Der Katalog in deutsch und italienisch gibt einen umfassenden Einblick in die Kunst von Karl Hofer.
khw


Museo Castello San Matero, Ascona:
Karl Hofer – Figuren, Stillleben, Landschaften (dt./ital.)
Herausgegeben von Harald Fiebig u. Ruch
für die Kulturstiftung Kurt und Barbara Alten, Solothurn

Verlag E. A Seemann, Leipzig 2024
168 Seiten – illustriert sw und Farbe – 36,00 EUR