22.03.2024
Hamburger Kunsthalle: Caspar David Friedrich – Kunst für eine neue Zeit

Mit einem großen Bahnhof und in Anwesenheit des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, er kam nicht pünktlich zu Eröffnung, wurde in der Hamburger Kunsthalle die Caspar David Friedrich Ausstellung – besser wäre die CDF Show – eröffnet. Zur Pressekonferenz waren nur Journalisten geladen, die wohlwollend berichten und Blätter des Mainstreams vertreten. Am Abend des 12. Dezember 2023 war es dann so weit, der vom Bundespräsidenten eröffnete die Ausstellung.

Der Hauptförderer ist das Schifffahrtsunternehmen Hapag-Lloyd gemeinsam mit der Hapag-Lloyd Stiftung. Es folgen die Förderer, voran die Freunde der Kunsthalle, die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, der Kulturstiftung der Länder, Else Schnabel, der Förderstiftung Hamburger Kunsthalle, die Martha Pulvermacher Stiftung und Christine und Heinz Lehmann. Kooperationspartner ist die Friedrich-Schiller-Universität Jena, Kulturpartner NDR Kultur und Hamburg Tourismus, den Part des Medienpartners übernimmt das Hamburg Abendblatt das am Morgen erscheint.

Die Liste der Leihgeber, Institutionen, Künstler und Sammler – eine Seite im 2,5 Kilogramm schweren Katalog – beginnt mit dem Studio David Claerbout, Antwerpen und endet mit dem Kunst-Museum Winterthur in der Schweiz.
Hamburgs Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg schreibt im Katalog in seinem Grußwort u. a.: „Die Ausstellung Caspar David Friedrich. Kunst der für eine neue Zeit zeigt über 150 Gemälde und Zeichnungen. Sie bildet den Auftakt zum Caspar David Friedrich Festival anlässlich seines 250. Geburtstags.“ Für den Schifffahrtskonzern Hapag-Lloyd heißt es vom Vorsitzende des Aufsichtsrates und der gleichnamigen Stiftung Michael Behrens: „Die Ausstellung selbst legt einen Fokus auf die Behandlung des Themas «Natur» durch Caspar David Friedrich. Das zentrale Motiv des Ausnahmekünstlers, das Verhältnis vom Mensch und Natur, beschäftigt uns heute mehr denn je angesichts des Klimawandels und der damit verbundenen wichtigsten Fragen nach nachhaltiger Transformation – auch uns bei Hapag-Lloyd.“ Das zeigt, an der Kulturvermittlung ist auch das Kapital beteiligt. Für die Bürger, die mit Blick auf die Elbe wohnen, besteht nun nach dem Bekenntnis von Michael Behrens Hoffnung, dass demnächst die Hapag-Lloyd Containerschiffe nicht mehr mit einer Rauchfahne in den Hafen und zurück zur Nordsee fahren werden.

Der Direktor der Hamburger Kunsthalle, Prof. Dr. Alexander Klar bekennt im Katalog: „Wenn die Hamburger Kunsthalle im Jahr 2023 für ihre große Ausstellung zu Caspar David Friedrichs 250. Geburtstag den Titel Kunst für eine neue Zeit gewählt hat, dann auch, um gerade die Aspekte in Friedrichs Werk einer Betrachtung zu unterziehen, die die Grenzen der Zeit überschreitet.“

Der Künstler Friedrich im schwedischen Greifswald geboren, im dänischen Königreich in Kopenhagen ausgebildet, war den Großteil seines Lebens im sächsischen Dresden ansässig. Er entwickelte eine völlig neue Art von Landschaftsmalerei. Was sich politisch zwischen Ostsee und der Elbe bei Dresden abspielte, nahm Friedrich nicht zur Kenntnis. So auch nicht Napoleon Bonaparte, der durch seine Reformen in der Justiz mit dem Code Civil nicht nur Frankreich, sondern Europa verändert. Von Friedrich nichts von Napoleons Russlandfeldzug, der Moskau 1812 besetzte, aber da die Stadt brannte, sie am 18. Oktober verlassen musste. Von dem heute gefeierten Maler auch kein Bild von der Völkerschlacht bei Leipzig, die vom 16. bis 19. Oktober 1813 dauerte. Hier besiegte eine Truppenallianz von Russland, Preußen, Österreich und Schweden Napoleon Bonapartes Truppen. Von den 600000 Teilnehmern, die an der Schlacht teilnahmen, wurden 92000 Soldaten getötet.

Friedrichs Lebenslauf verzeichnet keine Fernreise, im Frühjahr 1809 in die Schweiz zu reisen, bleibt ein Plan. Ebenso die 1811 in seiner Biografie beschriebene Reise nach Island bleibt Absicht.

Der Weg zur Kunst von Caspar David Friedrich in die Hamburger Kunsthalle ist eingerahmt mit dem Hinweis zum Weg. Drei Werbefahnen flattern für die Ausstellung an den Masten. Die Werbung für die Caspar David Friedrich Ausstellung überlässt nichts dem Zufall. Bereits Ende Februar 2024 schrieb ihr Medienpartner Hamburger Abendblatt: «Besucher von Staus in der Kunsthalle „furchtbar enttäuscht“ – überfüllte Räume und lange Wartezeiten erschweren den Kunstgenuss. – Das laute Trommeln und die enorme Leistung haben sich gelohnt. Acht Wochen nach dem Start der Caspar-David-Friedrich-Ausstellung haben mehr als 157 000 Besucherinnen und Besucher „Kunst für eine neue Zeit“ in der Galerie der Gegenwart (dabei ist es doch die vergangene Kunst) gesehen. Mehr als 250.000 verkauftet Tickets – das ist die Zahl inklusive des Vorverkaufs sowie inklusive der Gruppenanmeldungen für die kommenden Wochen.» Das schreibt die Tageszeitung die am Morgen jetzt als Zeitung der Funke Medien Gruppe erscheint.

Das Leitmedium „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ schreibt dagegen spekulativ: «Neues Sehen um 1800: Die Hamburger Kunsthalle konzentriert sich in einer spektakulären Ausstellung auf Caspar David Friedrichs Novität – und Aktualität.» So bleiben die politischen Ereignisse in den Friedrichs Jahren von 1774 bis 1840 außen vor.
Bleibt noch nachzutragen der umfangreiche bebilderte 511 Seiten Katalog, herausgeben von Markus Bertsch und Johannes Grave, ihm lieferten 28 Kunsthistoriker Beiträge zu – kostet 48,00 Euro.

Bis zum Ende der Ausstellung gibt es keine Karten mehr.
khw