22.03.2024
Ernst Barlach Haus:
Werner Scholz: DAS GEWICHT DER ZEIT – Menschenbilder 1927 – 37



Der Kunstkritiker Kurt Kusenberg 1932 sagte zum Berliner Maler Werner Scholz: « …weil er Inhalte unserer Zeit, die uns alle angeht, hinstellt, weil er formal wirklich etwas riskiert.» Dank seiner prägnanten Kompositionen galt Scholz in der Weimarer Republik um 1930 als ein verheißungsvoller Maler der in linken Galerien gezeigt wurde, seine Werke kauften Museen an. Die Nationalsozialisten erklärten seine Kunst als entartet, war damit verfemt, zog sich nach 1939 ins Exil nach Tirol zurück.

Werner Scholz wurde am 23. Oktober 1898 als Werner Ferdinand Ehrenfried Scholz in Berlin geboren. Der Sohn des Architekten Ehrenfried Scholz, ein Walter Gropius Schüler, begann 1916 ein Studium der Malerei an der Berliner Hochschule für bildende Künste. Er nimmt als Freiwilliger am Ersten Weltkrieg teil, wird am 19. Geburtstag in Frankreich in Chemin des Dames schwer verletzt, verlor seinen linken Unterarm. Ab 1919 setzte er sein Studium fort, verließ 1920 die Hochschule und hatte ein Atelier am Nollendorfplatz der Hauptstadt des Reiches.

Scholz ist in den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts der Maler der Not der Kleinbürger, was er mit expressionistischen Stilmitteln zeigt. Mit George Grosz, Otto Dix und Max Beckmann gehört Scholz zur zweiten Generation des Deutschen Expressionismus. Eine wichtigste Begegnung ist die mit Emil Nolde, der auch früh eine Arbeit von ihm ankauft. In der Weimarer Republik gehörte er als Mitglied zur KPD orientierten «Assoziation Revolutionärer Bildender Künstler Deutschlands» an, wie Dix, Grosz, John Hartfield, Käthe Kollwitz und László Moholy-Nagy.

Sehr früh erkennt Scholz die politische Gefahr, die von Hitler und seinen Mannen, von dem Nationalismus ausgeht. Er schreibt in seinem Tagebuch: «Es ist höchste Zeit, sich der wütenden Kulturzerstörung der Nazis entgegenzustemmen, ihr mit tatkräftiger Arbeit zu antworten.» Scholz hat erkannt, das papierne Pamphlete und Proteste gegenstandslos sind. Auch eine Lehre für heute.

Werner Scholz war Mitglied des Deutschen Künstlerbundes, stellte bis zur von der NSDAP in Hamburg geschlossenen Ausstellung aus. Mit der NS-Aktion «Entarte Kunst» werden seine Werke aus der Nationalgalerie Berlin, dem Wallraf-Richartz-Museum Köln, dem Kaiser-Wilhelm-Museum Krefeld, dem Märkischen Museum Witten, auch aus privaten Sammlungen entfernt.

Ab 1939 lebt er in Alpbach in Tirol. Das Berliner Atelier zerstören 1944 Bomben, dadurch werden sämtliche Tafelbilder zerstört, die Werner Scholz im geheimen hier versteckte. Nach 1945 knüpft er nicht an die Jahre vor 1933 wieder an, jetzt mit christlichen Themen. In Schwarz/Tirol stirbt Werner Scholz am 5. September 1982.
Die Ausstellung im Ernst Barlach Haus zeigt Arbeiten aus den Jahren 1927 bis 1937, vor allem auf Papier. Zur Ausstellung ist ein reich illustrierter Katalog zum Preis von 16 EUR erscheinen.
khw


ERNST BARLACH HAUS: DAS GEWICHT DER ZEIT –
Werner Scholz: Menschenbilder 1927 – 37
Bis zum 9. Juni 2024 – Dienstag-Sonntag 11–18 Uhr
ERNST BARLACH HAUS Stiftung Hermann F. Reemtsma
Baron-Voght-Straße 50 A – 22609 Hamburg
Tel.: 040- 826085

WITWER, 1927- Öl auf Pappe, 65 x 50 cm - Nachlass Werner Scholz, Hamburg


VERSCHLEIERTE (BRAUT), 1931, Pastell,
63,5 x 48 cm - Privatsammlung