05.09.2022
Bucerius Kunst Forum: HERBERT LIST – DAS MAGISCHE AUGE

Im Rahmen der TRIENALE DER FOTOGARFIE HAMBURG zeigt das Bucerius Kunst-Forum gegenüber dem Hamburger Rathaus die erste Retrospektive von Arbeiten Herbert List. Für die Ausstellung wurden ausgewählt, rund 240 Vintage-Prints, Erstausgaben von Publikationen und nur selten gezeigte Reportagebücher von List. Die Hamburger Ausstellung bietet seinen Besuchern einen einmaligen Überblick zum Œuvre des Magnum-Fotografen aus Hamburg. Die Ausstellung wurde ermöglicht durch eine Zusammenarbeit von Kathrin Baumstark, Direktorin des Bucerius Kunst Forums, und Ulrich Pohlmann, Leiter der Sammlung Fotografie des Münchner Stadtmuseums.

Herbert List ist der älteste Sohn des Hamburger Kaffeehändlers List, der am 7. Oktober 1903 geboren wurde. Mit zwanzig Jahren arbeitet er in der Firma mit, unternimmt beschwerliche Reisen in die Kaffeeanbaugebiete in Mittelamerika. Romantische Affären mit jungen Männern wie Frauen, sowie die eine bunte Welt der Kunst und eine schwule Kultur prägen sein unbeschwertes Leben in den 20er Jahren. Ab 1930 wird sein Interesse für die Fotografie immer intensiver, er entschließt sich für die Fotografie. Eine Bedrohung werden für ihn der jüdische Großvater und seine Homosexualität durch Hitler und seine Nationalsozialisten, die in Konzentrationslager in Haft kommen, die für sie zu Todeslager werden. Um einer Bedrohung zu entgehen, emigriert er zuerst in die Schweiz, dann nach Italien und von hier weiter nach Paris. Ein Jahr später geht es nach Griechenland. Seine erste Ausstellung hat er in der Pariser Galerie du Chasseur d´Images. Es folgen Veröffentlichungen in »Harper´s Bazaar«, »LIFE« und »Verve«. Befreundet mit dem Autor Derek Patmore arbeitet er am Bildband »Invitation to Roumania« (Von Athen nach Rumänien) mit. Das Buchprojekt verzögert sich durch die politische Entwicklung, Hitlers Armee besetzt Griechenland, Rumänien wird Mitglied der Achse Berlin-Rom, Tokio. Erst 15 Jahre später erscheint der Bildband.

Kurz vor der Besetzung von Griechenland im April 1941 kehrt List zurück ins „Deutsche Reich“. 1943 nimmt er einen Auftrag für „künstlerische Bildberichte“ in den besetzten Ostgebieten vom Ostministerium an. Nach acht Wochen wird ihm als „Nichtarier“ die Berichterstattung entzogen. Durch einen Bombenangriff wird sein Elternhaus in der Sierichstraße zerstört. List beginnt als freier Mitarbeiter bei der Zeitschrift „TELE“ wenige Monate später zieht die Zeitschrift nach Wien um. List folgt ihr an die Stadt an der Donau. Aus Bayern erhält er ein Musterungsbefehl.

Er wird nicht „Schütze“, er ist nur „Arbeitsverwendungsfähig“, wird Verwalter eines Kartenlagers in Norwegen. Ostern 1945 flüchtet er aus Bergen ins Hamburger Umland, Freunde verstecken ihn. Im Sommer fährt er nach München zurück, wird als Bildberichter von der US-Militärregierung zugelassen. Ab Oktober Mitarbeiter, später der Kunstredakteur der von der amerikanischen Militärregierung gegründeten Wochenzeitschrift „HEUTE“.

Nach 1948 beginnt eine unglaubliche Reisetätigkeit von Paris, Verona, Mailand, Rom, Ischia, Haiti, Jamaica, Mexico und zurück nach Neapel in Italien. Einer der Höhepunkte seiner Arbeit ist das Portfolio mit Künstlerportraits der Ost- und Westberliner Kunstszene. Ende der 60er Jahre lässt sein Interesse an der Fotografie nach, feiert noch den 70. Geburtstag, bereits von Krankheit gezeichnet, am 7. Oktober mit Freunden in der Toskana. Am 4. April 1975 stirbt Herbert List an Krebs in München.

Eine Ausstellung in Form und Präsentation eine Auszeichnung für die Hamburger TRIENNALE DER PHOTOGRAPHIE.
khw


Bis zum 11. September 2022, täglich von 11:00 bis 19:00 Uhr, Donnerstags bis 21:00 Uhr

Der Katalog - 288 Seiten, alle Abbildungen der Ausstellung enthalten, Preis in der Ausstellung 35,00 EUR