05.02.2020
HAMBURGER KUNSTHALLE: GOYA, FRAGONARD, TIEPOLO oder Die Freiheit der Malerei

In einer Sonderausstellung zeigt die Hamburger Kunsthalle hundertfünfzig Arbeiten aus dem Schaffen von Giovanni Battista Tiepolo, seines Sohnes Giovanni Domenico Tiepolo, von Jean-Honoré Fragonard und dem wohl bekanntesten Maler in dieser Reihe Francisco José de Goya y Lucientes.

Möglich wurde diese wohl exzellente Ausstellung nur durch Leihgaben aus dem Prado in Madrid und dem niederländischen Rijksmuseum in Amsterdam wie weitere Museen wie die Albertina, Wien, das Nationalmuseum, Stockholm, The National Gallery, London, Statens Museum for Kunst, Kopenhagen und noch einmal Madrid, die Real Academia de Bellas Artes de San Fernando in der Calle de Alcalá 18 im Zentrum der Stadt. Für mich immer wieder ein Ort von eindrucksvollen, vor allem kleinen Goya Bildern.

Im Vorwort des opulenten Katalogs zur Ausstellung schreibt der Direktor der Hamburger Kunsthalle Dr. Alexander Klar: «In den Namen der drei Zeitgenossen Francisco José de Goya y Lucientes [1746-1828], Jean-Honore Fragonard [1732-1806] und Giovanni Battista Tiepolo [1696-1770] klingt nicht nur die gleichzeitige Hochzeit der Malerei in den drei künstlerisch führenden Nationen Europas, Spanien, Frankreich und Italien, an. Sie personifizieren zugleich den Höhepunkt einer im Barock wurzelnden malerischen Freiheit, an deren Kraft und Unmittelbarkeit erst wieder der Impressionismus anknüpfen konnte. In ihrem Werk spiegelt sich zugleich eine Epoche im Umbruch und die Raffinesse eine an höchster malerischer Virtuosität geschulten Malergeneration, die zwischen glänzender Oberfläche und psychologischer Durchdringung ihrer Sujets nach Belieben zu wechseln vermag. In seiner „Kulturgeschichte der Neuzeit“ bringt es Egon Fridell 1927 auf den Punkt, wenn er, von Goya ausgehend, auf ein Phänomen hinweist, das man in der Hamburger Kunsthalle auf das Beste studieren kann. Es ist die Frage, wo die Vorbereitung der Malerei der Moderne anzusetzen sei: »Ganz abseits steht die rätselhafte Erscheinung Goyas, die erst in unseren Tagen in ihrer hinreißenden Suggestivität und einzigartigen Problematik voll gewürdigt worden ist. In seinen staunenswerten Gemälden und Radierungen vermählen sich Barock, Naturalismus und Impressionismus.»

An einer anderen Stelle heißt es weiter: « Er ist, ebenso wie Herder, der Sturm und Drang und der junge Goethe, ein Beweis dafür, dass der Impressionismus sich im achtzehnten Jahrhundert ganz natürlich und notwendig aus dem Rokoko herausentwickelt hätte, wenn er nicht gewaltsam durch den Klassizismus zurückgedrängt worden wäre. Der Maler Philipp Otto Runge entwarf um die Jahrhundertwende sogar schon eine Theorie des Impressionismus, die er allerdings in seinen Bildern nicht zu verwirklichen vermochte, indem er erklärte, in der Kunst der Formen hätten die Griechen und die Renaissancemeister den Höhepunkt erreicht, das Studium der vom Licht nüancierten Farbe hingegen sei von ihnen nicht ernstlich betrieben worden; die Darstellung von Licht und Luft werde das große Problem, die große Eroberung der modernen Malerei werden.«

Die Darstellung von Licht und Luft ist ein zentrales Anliegen der Malerei von Fragonard und Tiepolo, ihre malerische Umsetzung ist von einer virtuosen Selbstverständlichkeit, an die erst die Impressionisten nach langer Suche wieder anknüpfen konnten. Als Vor- und Wegbereiter der Moderne werden die drei Künstler in der Hamburger Kunsthalle nun zum ersten Mal gemeinsam präsentiert: Mit herausragenden Beispielen aus bedeutenden nationalen und internationalen Museen zeigt die Ausstellung das Atmosphärisch-Ideale, das Unheimlich-Groteske und das Theatralische in den Werken Goyas, Fragonards und Tiepolos.»

Für mich stellt sich bei der Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle im Jahr 2020 die Frage, müssen noch immer Sponsoren wie Oetker und Siemens heute dabei sein, deren Namen verbunden sind mit den «Brauen Jahren von 1933 - 1945»?
khw


Bis zum 13. April 2020
Geöffnet von Dienstag – Sonntag 10-18 Uhr Donnerstag 10-21 Uhr

Der Katalog - 336 Seiten - reich illustriert - im Museumshop 29,00 EUR