15.09.2025
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Elias Canetti: Der Ohrenzeuge – Fünfzig Charaktere
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Der Schriftsteller Elias Canetti wurde am 25. Juli 1905 in Russe, einem Fürstentum in Bulgarien geboren, gestorben am 14. August 1994 in Zürich, war ein bulgarisch-britischer Schriftsteller und Aphoristiker deutscher Sprache und Nobelpreisträger von 1981.
Als Schriftsteller ist Canetti nicht leicht in Kategorien oder Strömungen einzuordnen. Sein Werk ist außerordentlich vielseitig, neben dem Roman „Die Blendung“ veröffentlichte er drei Dramen, eine anthropologische Studie (Masse und Macht) aphoristische Aufzeichnungen und eine mehrbändige Autobiografie. Canetti war der älteste Sohn eines wohlhabenden sephardisch-jüdischen Kaufmannsfamilie – er verwendete für Sephardim den Ausdruck „Spaniolen“.
Seine ersten Lebensjahre verbrachte er in Bulgarien und England. Seine Brüder waren der Musikproduzent Jacques Canetti und der Mediziner Georges Canetti. Nach dem Tod des Vaters 1912 zog die Familie nach Wien. Die Mutter und Elias Canetti zogen 1916 wegen des kaiserlich-österreichischen Kriegspatriotismus in die neutrale Schweiz. Dann ging es 1921 mit der Mutter und den beiden Brüdern nach Deutschland. Das Abitur macht Elias Canetti am Wöhler Realgymnasium in Frankfurt/Main. Er lebt ab 1922 wieder in Wien und beschäftigte sich ab 1925 mit dem sozialpsychologischen Phänomen der „Masse“, das er sein Leben lang erforschte. Während der Semesterferien ist er in Berlin als Übersetzer bei Wieland Herzfelde für dessen Malik-Verlag. Nach seiner Promotion in Chemie ab 1930 konzipiert er einen achtbändigen Romanzyklus, das erste Werk – Die Blendung – beendet er 1931.
Der „Anschluss Österreichs“ an das nationalsozialistische Deutschland zwingt ihn mit seiner Frau Veza nach London zu emigrieren, bleibt hier und erwirbt die britische Staatsbürgerschaft. Ab den 1970er Jahren lebt er zunehmend bis zu seinem Tod in der Schweiz.
In dem Buch »Der Ohrenzeuge« greift Elias Canetti die Methode der Beschreibung auf, die der antike Philosoph und Naturforscher Theophrast mit seinen Charakteren begründet hat. Canetti schildert die Menschen so, als wäre ihm Psychologie und Soziologie völlig unbekannt, er schildert Typen – etwa den Größenforscher und die Habundgut, die Mannstolle und den Leidverweser –, die in ihrer knappen Kennzeichnung und den zuweilen surrealistischen Bildern unmittelbar einleuchtend und unvergesslich sind.
Lesenswert.
khw
Elias Canetti – Der Ohrenzeuge
Band 4 der Zürcher Ausgabe
Carl Hanser Verlag, München 2025
206 Seiten – Hardcover – 36,00 EUR
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