15.09.2025
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ROBIN ALEXANDER: LETZTE CHANCE
Der neue Kanzler und der Kampf um die Demokratie
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Der Autor Robert Alexander, geboren 1975 in Essen, erlebte seine Kindheit und Jugend im Ruhrgebiet, studierte Journalismus in Leipzig und absolvierte 1998 ein Volontariat bei der taz in Berlin. Der in Berlin lebende Journalist ist seit 2018 stellvertretender Chefredakteur der WELT.
Sein Buch „Letzte Chance“ ist ein Lehrstück über die Ampelkoalition und die Gründe, warum diese Dreierparteiengruppierung scheiterte. Nach dem Motto: Seht her, so geht es auf keinen Fall, schildert Alexander ohne große Polemik Habecks Scheitern mit seinem Heizungsgesetz. Wie man kühn den Corona-Fonds umwidmen will, was das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe durch seinen Einspruch verhindert. Auch zeichnet er das ewige Rumlavieren und Nörgeln vom F.D.P.-Vorsitzenden und Finanzminister Lindner auf. Der vielköpfige Koalitionsausschuss ist nicht entscheidungsfähig, mehr ein Verhinderungsausschuss.
Seine Kritik bekommt auch Angela Merkel. Hier geht es um Russland und sein Gas, die Absatzmärkte in China und die bundesdeutsche Schutzmacht USA. Alles ist derzeit weggebrochen. Und dann sind da noch die Folgen Merkels Migrantenpolitik 2015 mit „Wir schaffen das“ was der Partei „Alternative für Deutschland“ erst ihren Aufstieg zur Massenpartei im Beitrittsgebiet im Osten möglich machte.
Ob das Buch ein Plädoyer zur Stabilisierung der Mitte ist, da habe ich meine Zweifel. Vergisst die politische Mitte immer, dass nicht alle dazugehören, es fehlt auch häufig dieser Mitte das Soziale.
Der 21. Deutsche Bundestag sollte eine Wende bringen. Die CDU/CSU bekam 28,5 %, AfD 20,8 %, SPD 16,4 %, Grüne 11,8 %, Linke 8,8 %, abgestraft die FDP mit nur 4,3 %, scheiterte an der 5 Prozenthürde.
Die neue Koalition ist ein Zweierbündnis aus CDU/CSU und SPD. Am 6. Mai 2025 wollte um 10:05 Uhr Friedrich Merz die Worte hören, die seit langen Jahren sein Traum sind: „Der Abgeordnete Friedrich Merz hat die erforderliche Mehrheit von mindestens 316 Stimmen…“ aber es kommt zeitverzögert „hat der Abgeordnete Friedrich Merz nicht erreicht.“ Dann sagt die Bundestagspräsidentin Julia Klöckner die Worte: „nicht gewählt“ unterbricht Klöckner die Sitzung. Ein Ratloser 21. Bundestag. Erst im zweiten Wahlgang um 15:15 Uhr wird Friedrich Merz - statt der 316 Stimmen erhielt er aber nur 310 Stimmen - zum Bundeskanzler gewählt. Dem war vorausgegangen, dass die Linke dem zustimmt. Der Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU Jens Spahn verkündet: »Wir werden heute im Einvernehmen mit den Fraktionen von Union, SPD, Grüne und Linkspartei um 15:15 Uhr einen zweiten Wahlgang vornehmen. Ich möchte allen herzlich danken, die das möglich gemacht haben.« Noch hält die Brandmauer gegen die AfD – was aber, wenn diese bricht?
Ein lesenswertes Buch von Robin Alexander zur Bundesrepublik Deutschland.
khw
ROBIN ALEXANDER: LETZTE CHANCE
Der neue Kanzler und der Kampf um die Demokratie
Siedler Verlag, München, in der Penguin Random
House Verlagsgruppe, München 2025
384 Seiten – 25,00 EUR
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