09.09.2025
Martyna Linartas: Unverdiente Ungleichheit
Wie der Weg aus der Erbengesellschaft gelingen kann

Am 8. Mai 1990 wurde sie als Martyna Berenika Linartas in Polen geboren. Mit ihren Eltern zog sie als einjähriges Kleinkind in die Bundesrepublik Deutschland, fanden für ein Jahr in einer Obdachlosenunterkunft in Kiel eine Wohnung. An der FU in Berlin studierte sie Politikwissenschaft, wurde hier 2023 im Exzellenzcluster SCRPTS mit summa cum laude promoviert. Zum Wahlkampf 2017 machte sie eine Ausbildung als Pressereferentin in der Bundesgeschäftsstelle der Grünen, danach arbeitet sie im Bundestagsbüro von Annalena Baerbock bis 2021. Danach gründete sie die Wissensplattform ungleich.info, die Teil der Denkfabrik Forum New Economy. Sie lehrt an der FU Berlin und an der Hochschule für Gesellschaftsgestaltung in Koblenz.

Die Bundesrepublik Deutschland hat ein gewaltiges Problem. Es sind zwei Familien die besitzen mehr als die gesamte ärmere Hälfte der Bevölkerung. In kaum einem anderen westlichen Land ist das Vermögen so ungleich verteilt wie in der Bundesrepublik. Davon ist mehr als die Hälfte nicht durch eigene Arbeit erworben, sondern ist ererbt.

Diese Ungleichheit hat eine Sprengkraft wie Dynamit. Frage: Ist jeder seines Glückes Schmied? Nein, das gibt es nur in den Märchen der Gebrüder Grimm. Es macht nachdenklich, wenn die reichere Hälfte der Bundesrepublik 99,5 Prozent des gesamten Nettovermögens, die ärmere Hälfte besitzt lediglich 0,5 Prozent. Es sieht derzeit nicht danach aus das sich etwas ändert. Noch immer geistert durch das Land und wird nicht nur in christlichen Kreisen vertreten: Armut und Reichtum sind von Gott gegeben. Es haben sich neoliberale Werte durchgesetzt. Im Neoliberalismus zählt Konkurrenz statt Kooperation, Steuern werden als Last verstanden. Gefordert wird eine Gesellschaft, in der die Wirtschaft die den Menschen dient, Überreiche zur Kasse gebeten werden.

Martyna Linartas fordert in ihrer Streitschrift „Unverdiente Ungleich“ «Eine starke und progressive Erbschaftsteuer ohne Privilegien für die reichsten Erben ist das schärfste Schwert der Demokratie.» Nur das ist bleibt bei den derzeitigen politischen Verhältnissen wohl auf langen Zeiten ein frommer Wunsch. So bleibt die Bundesrepublik Deutschland weiterhin eine zur Erbengemeinschaft verkomme Gesellschaft, hier geht es nicht in erster Linie um Leistung, sondern ums Erben.
khw


Martyna Linartas: Unverdiente Ungleichheit
Wie der Weg aus der Erbengesellschaft gelingen kann

Rowohlt Verlag, Hamburg 2025
320 Seiten – zahlreiche Grafiken – 24,00 EUR