09.09.2025
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KD WOLFF: BIN ICH NICHT EIN HANS IM GLÜCK?
STUDENTENREVOLTE – HÖLDERLIN – KAFKA
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KD Wolff ist einer der schillerndsten Verleger mit einem politischen Anspruch. Er begann als Vorsitzender des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) in seinem Beginn noch unter den Fittichen der SPD. Aber die Freundschaft zerbrach bald. Wolff war damals 24 Jahre alt, der den legendären Vietnamkongress vom 17. und 18. Februar 1968 in Westberlin, an der Seite von Rudi Dutschke organisierte. Aber sein revolutionärer Beginn liegt einige Jahre davor. Als Jura-Student begehrte er gegen einen Professor auf, dem ehemaligen NS-Militärrichter Erich Schwinge. Der Mann war seit 1931 Professor der Rechtswissenschaften, hat in der Zeit des Nationalsozialismus maßgebende Gesetzeskommentare zum Militärstrafrecht geschrieben. In der Bundesrepublik wurde er erneut wieder Professor und war ein gefragter Gutachter in Strafprozessen gegen NS-Täter. Schwinge publizierte auch unter dem Pseudonym Maximilian Jacta. Schwinge beeinflusste die bundesdeutsche Rechtsprechung, etwa in Entschädigungsansprüchen für Opfer der NS-Militärjustiz noch bis 1995.
Gegen Wolff wurden fast 40 Strafverfahren eröffnet, er blieb unbestraft – auch dank der Amnestie unter Willy Brandt. Eine von ihm geplante Juristen-Laufbahn konnte er indes an den Nagel hängen.
Sein Aufstand gegen Schwinge war auch ein Aufstand gegen seinen Vater, der war auch Jurist und Nationalsozialist. Hatte aber zunächst Berufsverbot. Seine Kinder wollten mit ihm diskutieren, doch der Vater schwieg. Zur KD Wolffs Politisierung trug auch sein USA-Aufenthalt Ende der 1950er-Jahre bei. Er lernte Vertreter der Bürgerrechtsbewegung und die „Black Panther“ kennen, deren Ziele er später in die Studentenbewegung einbrachte.
Anders als Joschka Fischer und Daniel Cohn-Bendit ging KD Wolff nicht in die Politik. Und was wurde aus Fischer und Cohn-Bendit, die an andere Ufer schwammen und ihre Herkunft vergaßen. KD Wolff gründete mit Weggefährten den Verlag „Roter Stern“, verlegte revolutionäre Werke, die Zeitschrift „Erziehung und Klassenkampf“ und veröffentlichten Schriften des nordkoreanischen Diktators Kim Il-sung. Das brachte eine Einladung für den Verleger KD Wolff in die Kommunistische Volksrepublik Korea (KDVR) ein.
In seinem Verlag „Stroemfeld Verlag“ verlegt KD Wolff endlich das, was er selber gern las, und widmete sich der deutschen Klassik zu. Er veröffentliche als erster Friedrich Hölderlins Handschriften ins Faksimiles nach rund über 30 Jahren editorischer Arbeit ist nun die 20-bändige Hölderlin Ausgabe komplett. Zu seinem Vorhaben gehören Kleist, Gottfried Keller, Robert Walser. Seine Kafka-Ausgabe hat 40 Bände. Ohne seine legendäre Umtriebigkeit gäbe es längst nicht mehr den Verlag. Selbst Bundeskanzler Helmut Kohl bat er um Unterstützung.
Der von Dietegen Müller redigierte Band „KD WOLFF BIN ICH NICHT EIN HANS IM GLÜCK?
STUDENTENREVOLTE HÖLDERLIN KAFKA“ im Vittorio Klostermann Verlag erschienen. Lesenswert.
khw
KD WOLFF: BIN ICH NICHT EIN HANS IM GLÜCK?
STUDENTENREVOLTE – HÖLDERLIN – KAFKA
Redaktion: Dietegen Müller
Verlag Vittorio Klostermann, Frankfurt/Main 2025
261 Seiten – zahlreiche Fotos – 28,00 EUR
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