09.09.2025
Berlinische Galerie: Inszeniertes Selbst [Staging the Self]
Eine Ausstellung zu Marta Astfalck-Vietz

Die Ausstellung Inszeniertes Selbst ist der Fotografin und Künstlerin Marta Astfalck-Vietz gewidmet. Geboren am 21. Juli 1901 in Neudamm (heute Polen) als Marta Vietz, verstorben am 14. Februar 1994 im niedersächsischen Nienhagen. Ihr Werk zählt zur Avantgarde der 1920er Jahre. Was vom künstlerischen Werk erhalten ist, gehört heute zur Fotografischen Sammlung der Berlinischen Galerie und ist Teil der Ausstellung „Inszeniertes Selbst“. Marta Vietz besucht von 1918 bis 1920 in Berlin die Höhere Fachschule für Textil- und Bekleidungsindustrie, danach bis 1924 die Kunstgewerbe-Schule in der Stadt. Von 1925 bis 1926 macht sie eine Fotoausbildung im Atelier Lutz Kloss im Passagehaus Unter den Linden. Danach beginnt sie selbständig zu arbeiten, hat ab 1927 ihr eigenes Atelier. Es ist der Anfang einer intensiven künstlerischen Zusammenarbeit mit dem Fotografen Heinz Hajek-Halke den sie seit ihrer Studienzeit kennt. Ihre Zusammenarbeit ist so eng, dass die Urheberschaft nicht mehr nachträglich eindeutig zugeordnet werden kann. In dieser entstehen die Fotos der bekannten Persönlichkeiten der Berliner Bohème, darunter die Serie der Fotos der „Tänzerin Daisy Spies“.

Dann heiratet Marta Vietz den Architekten Hellmuth Astfalck. Mit dem Beginn der Übernahme der Macht durch Hitler und seine Mannen wie der NSDAP ist es vorbei mit der künstlerischen Fotografie. Das Ehepaar beginnt nun mit Werbe – und Gebrauchsfotos und der Architekturfotografie. Nachts kopieren Antifaschisten im Atelier Dokumente. Marta Astfalck unterrichtet jüdische Kinder, die keine Schulen mehr besuchen dürfen, malt ab 1936 Aquarelle mit Pflanzen. Durch die Bomben der Alliierten wird 1943 die Wohnung, das Atelier und Archiv zerstört. Sie wendet sich politischen und pädagogischen Projekten zu. Ihr Mann stirbt 1974. Für ihr sozialpädagogisches Engagement erhält sie am 20. Januar 1982 das Bundesverdienstkreuz am Bande. Zwei Fotografien zeigt die Berlinische Galerie mit „Marta Vietz – Lebensdaten unbekannt“. Zwei ehemalige Schülerinnen erkennen die Frau, es beginnt jetzt ein Kontakt zwischen Marta Astfalck und der Berlinischen Galerie, zum ersten Mal wird die mit Ausstellung einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Einige der eher privaten Fotos blieben erhalten, da die Autorin diese ihrem Vater nach Süddeutschland gesandt hatte.

Vorbilder wie Anregungen erhielt sie vor allem durch die von Fritz Lang und Friedrich Wilhelm Murnau. Marta Astfalcks Fotos zeichnen sich durch eine große Experimentierfreude aus, sie richte selbst das Licht für die Szenen ein, war oft das Modell, während den Auslöser der Kamera jemand anders auslöste.

Zur Ausstellung «Inszeniertes Selbst. Marta Astfalck-Vietz» haben Dr. Thomas Koch und Katia Reich einen Katalog im Himmel Verlag herausgegeben. Der großformatige Katalog, 256 Seiten, 100 Abbildungen, der Text in deutsch/englisch in Softcover für 34,80 Euro.
Lesenswert.
khw


Berlinische Galerie: Inszeniertes selbst [Staging the Self]
Bis zum 13. Oktober 2025
Alte Jakobstraße 124–128, 10989 Berlin