23.06.2025
Fabio Andina: Sechzehn Monate – Roman

Der Autor Fabio Andina, 1972 in Lugano / Schweiz geboren, studierte in San Francisco Filmwissenschaften und Drehbuch. Er lebt heute wieder im Tessin, im Malcantone, im Bezirk Lugano. Der Roman «Sechzehn Monate» ist Andinas letztes Buch, davor erschient 2020 der Roman «Tage mit Faklice» und 2023 «Davongekommen». Alle Titel veröffentlicht im Rotpunktverlag Zürich. Der Autor wurde 1919 mit dem Terra Nova Preis der Schillerstiftung der Schweiz und im gleichen Jahr mit dem Premio Gambrinus ausgezeichnet.

In seinem jüngsten Roman hat der Tessiner Schriftsteller Fabio Andina die Geschichte seines Großvaters Guiseppe Vaglio mütterlicherseits zum Thema seines Buches gemacht. Am 5. März 1944 wird er, der Schreiner Guiseppe Vaglio in Cremenga einem kleinen Dorf an der italienischen-schweizerischen Grenze von Männern der deutschen SS verhaftet. Der Grund soll sein, er half jüdische Flüchtlinge durch das unwegsame Gelände ins Tal hin über den Grenzfluss in die Schweiz.

Über diesen Vorgang gibt es keine Dokumente, schlicht - die Quellenlage ist absolut mau. Auch haben Vaglio mit seiner Ehefrau über seine sechzehn Monate Haft in einem Konzentrationslager Mauthausen später nie gesprochen. So erfindet Fabio Andina die SS-Haft in einem KZ wie auch die Geschichten drumherum. Auch könnte es so sein, dass eine Person aus dem Dorf den Großvater angezeigt hat.

Es sind die letzten Jahre der deutschen Besatzung in Italien. Bereits am 3. September 1943 hat das Königreich Italien den «Stahlpakt von 1939» Berlin - Rom verlassen, mit den USA und England ein Waffenstillstandsabkommen im sizilianischen Ort Cassibile unterzeichnet, das am 8. September 1943 veröffentlicht wurde. Von nun an wurde italienische Soldaten von den Deutschen entwaffnet und als Zwangsarbeiter ins Reich gebracht.

Am 6. Mai 1945, zwei Tage vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges, befreien US-Truppen das KZ von seiner SS-Bewachung auch den Schreiner Giuseppe Vaglio. Er und ein weiter Häftling der als Zwangsarbeiter in dem Sägewerk arbeiten, merken, dass keine Bewachung mehr vorhanden ist, ergreifen die Flucht. Über ihren Heimweg gibt es keine Hinweise. Im Epilog heißt es: «Am 6. Juni 1945 kam mein Großvater Guiseppe Vaglio nach einem zweimonatigen Fußmarsch nach Hause. Die Nachricht von seiner Rückkehr verbreitete sich schnell im Valle della Tresa, und in den darauffolgenden Tagen statteten viele Leute ihm einen Besuch ab.» Lesenswert.
khw


Fabio Andina: Sechzehn Monate – Roman
Aus dem Italienischen von Karin Diemerling
Die Originalausgabe «Sedici mesi» ausgezeichnet mit dem
Schweizer Literaturpreis 2025

Rotpunktverlag, Zürich 2025
214 Seiten - 25,00 EUR