10.01.2025
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»Das Haus brennt« Esther Bejarano spricht
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»Das Haus brennt« Esther Bejarano spricht, ist ein Buch zu ihrem 100. Geburtstag am 15. Dezember 2024. Geboren am 15. Dezember 1924 in Saarlouis, verstorben am 10. Juli 2021 in Hamburg, hat sie durch die Nationalsozialisten ihre Familie verloren, war als Jüdin im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Sie überlebte das KZ als Akkordeonisten im »Mädchenorchester von Auschwitz«. Nach ihrer Befreiung Emigration nach Israel, Rückkehr in die Bundesrepublik, aktiv in der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes VVN und bis zum Tod im internationalen Auschwitz-Komitee. Ab 2009 in der Rapgruppe »Microphone Mafia« aus Köln.
Tochter des aus Freienwalde stammenden Kantors und Lehrers Rudolf Loewy (1883–1941) und der aus Thüringen stammenden Lehrerin Margarete Loewy geb. Heymann (1896–1941) wurde Esther Loewy in Saarlouis geboren. Nach Saarbrücken zog die Familie 1925 um, hier hatte der Vater eine Stelle als Oberkantor bekommen, unterrichtet an einigen Oberschulen jüdische Religion. Früh hatte der Vater bei Esther ihr Interesse an Musik geweckt, lernte Klavierspielen. Über ihre Kindheit schreibt sie: »Wir haben früher ein wirklich schönes Leben in den jüdischen Gemeinden gehabt. Mein Vater war Kantor, haben einen koscheren Haushalt geführt, obwohl meine Familie sehr liberal war. Mit der Religion habe ich nichts zu tun. Aber kulturell hat mir das Aufwachsen in einem jüdischen Elternhaus viel gebracht: Die Liebe zur Musik, ich bin nicht zufällig Sängerin geworden.«
Nach der Saarabstimmung 1935 nehmen die Repressionen zu. Ein Jahr später zieht die Familie nach Neu-Ulm in Bayern um. Nach der Reichspogromnacht am 9. November 1938 und seiner Verhaftung bereitet der Vater eine schnelle Ausreise vor. Der Kriegsbeginn verhindert ihre Ausreise. Die Eltern wurden im November 1941 in Kowno von Nationalsozialisten ermordet. Esther wird am 20. April 1943 von Berlin nach Auschwitz deportiert, bekam die Häftlingsnummer 41948 tätowiert. Die Blockälteste schlug sie für das im Aufbau befindliche Mädchenorchester vor, wird Akkordeonspielerin.
Sehr schnell lernte sie das Musikinstrument zu spielen. Im November 1943 wurde sie ins KZ Ravensbrück verlegt, hier erhielt sie die Häftlingsnummer 23139. Auch Esther Loewy wird gezwungen, an den Todesmärschen teilzunehmen. Von Ravensbrück ging es zum KZ-Außenlager Malchow. Zwischen Karow und Plau am See konnte sie mit Freundinnen fliehen. Ihre Befreiung erlebte sie am 3. Mai 1945 in Lübz durch US-amerikanische Soldaten. Ihr Weg führte nach Bergen-Belsen. Hier bekommt sie die Nachricht von der Ermordung ihrer Eltern. Mitte August 1945 reiste sie nach Palästina aus. Bei den 2. Weltfestspielen der Jugend und Studenten lernte sie ihren späteren Mann Nissim Bejarano kennen, sie heirateten am 23. Januar 1950. Die Rückkehr nach Deutschland begründeten sie in der Ablehnung der Politik Israels gegenüber den Palästinensern. Seit dem 1. Juni 1960 ist Hamburg die Heimat von Esther und Nissim Bejarano und den Kinder Edna und Joram.
Esther Bejarano wurde zu einer der bekanntesten Kämpferinnen für den Frieden und gegen das Vergessen, motivierte tausende von Menschen auf Demonstrationen und mit eigenen Konzerten. Es ist ihr legendäres Charisma gepaart mit ihrer Lebensfreunde und dem ungebrochenen Optimismus, die sie zur Brückenbauerin der Generationen machte. In Band »Das Haus brennt – Esther Bejarano« sind ihre wichtigsten Reden, Briefe und Appelle aufgeschrieben. Das Buch hat die Aufgabe, Esther Bejaranos Vermächtnis, die Botschaft der Überlebenden zu übernehmen und weitertragen, damit unvergesslich machen. Lesenswert.
khw
»Das Haus brennt« Ether Bejarano spricht
Herausgegeben vom Auschwitz-Komitee in der Bundesrepublik Deutschland e.V.
Dölling und Galitz Verlag in der Junius Verlag GmbH, Hamburg 2024
176 Seiten – zahlreiche Fotos – 15,00 EUR
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