Çiğdem Akyols Roman ist die Migrantengeschichte ihrer Familie, die aus der Türkei in zu Beginn des letzten Jahrhunderts in Herne im Bundesland Nordrhein-Westfalen die neue Heimat wird. In einzelnen Geschichten teilt sie den Lesern das neue Leben in Deutschland mit. Was ist da nicht alles anders ist als in der Türkei, bis hin zur fehlenden Moschee. So gibt Akyol Einblick in eine Familie, wo der Vater in einem Bergwerk arbeitet, die Mutter neben ihrer Hausarbeit in der Fabrik. Die Eltern wollen ihren Kindern ein besseres Leben ermöglichen.
Die Autorin gibt einen ungeschminkten Einblick in das Leben einer türkischen Migrantenfamilie hier. Sie beschreibt auch, wie in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts entwürdigend die künftigen Gastarbeiter von den Deutschen in der Türkei angeworben wurden.
Auch die politischen Auseinandersetzungen in der Türkei sind in Herne Thema. Die Tageszeitung »Hürryet« wird gelesen, die im Juli 1980 über Straßenkämpfe in der berichtet. Die Autorin: In den 1970er Jahren wechselte die Türkei elfmal den Ministerpräsidenten, die Republik stand vor dem Bankrott, politische Morde spitzten die Misere weiter zu.
Ein lesenswerter Roman von Çiğdem Akyol über Arbeitsemigranten.
khw
Çiğdem Akyol: Geliebte Mutter – Canim Annem – Roman
Steidl Verlag, Göttingen 2024
236 Seiten - 24,00 EUR
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