30.09.2024
Simone de Beauvoir: DIE MANDARINS VON PARIS – Roman

Simone de Beauvoirs „DIE MANDARINS VON PARIS“ erschien 1954 und wurde gleich mit dem Prix Concourt ausgezeichnet. Der Roman beschreibt und beleuchtet das Leben und Wirken einiger französischer Linksintellektueller während der Deutschen Besatzung und in den Jahren nach 1945, beschreibt verschlüsselt die Machkämpfe zwischen Jean-Paul Sartre (genannt Robert Dubreuilh), Albert Camus (im Roman Henri Perron genannt) und Arthur Koestler (im Victor Scriassine genannt). Es erzählt wird auch die der Psychologin Anne Dubreuilh, die Frau von Robert Dubreuilh, die als das Ego der Autorin. Im Jahr 1955 veröffentlichte der Rowohlt Verlag, noch unter dem Verleger Ernst Rowohlt, die erste Ausgabe von Simone de Beauvoirs Roman „Die Mandarins von Paris“. Aus dem französischen neu übersetzt haben in diesem Jahr Claudia Marquardt und Amelie Thoma Simone den Beauvoir Roman „DIE MANDARINS VON ROMAN“. In ihren Anmerkungen schreiben die Übersetzerinnen: „Die Neuübersetzung eines siebzig Jahre alten Textes birgt die Herausforderung einer behutsamen Erneuerung, ohne sich dabei sprachlich zu weit vom Original zu entfernen. Dies betrifft auf eine besonders empfindliche Weise aus heutiger Sicht diskriminierendes Vokabular. In der vorliegenden Übersetzung haben wir uns entschlossen, eine Entschärfung solcher Begriffe vorzunehmen. Wir sind dem Original dort gefolgt, wo ein Eingriff es aus unserer Sicht grob verfälschen würde, das entsprechende Wort einen bestimmten Kontext evoziert oder ein in der Zeit, in der dieses Buch spielt, entsprechendes Kolorit erzeugt. An allen anderen Stellen, an denen uns der Gebrauch der diskriminierenden Formulierungen lediglich dem zu jener Zeit noch nicht für diese Fragen geschärften Bewusstsein geschuldet schien, haben wir umschreibende Lösungen gefunden bzw. das Attribut, sofern es sich aus dem Kontext ohnehin ergab, weggelassen.“

Wichtige Hinweise zur Autorin und «Den Mandarins von Paris» die Autorin und Übersetzerin Nicole Seifert in ihrem Nachwort «Der Boden war mit zerstörten Illusionen übersät» das dem Buch angefügt ist. Sie schreibt: «Tatsächlich wurde das Buch jedoch extrem gut besprochen». Am meisten überraschte sie, dass sowohl die politische Rechte als auch die Linke dem Roman etwas Positives abgewinnen konnten. Die erste Auflage von elftausend Exemplaren war schnell vergriffen, Ende des Erscheinungsmonats hatte es sich bereits vierzigtausend Mal verkauft. Und auch den Prix Concourt bekam sie – als dritte Frau seit der Einführung des Preises im Jahr 1903 einundfünfzig Jahre zuvor. Allerdings wurde das Buch eins zu eins als Schlüsselroman gelesen und wird – trotz de Beauvoirs Einwänden – bis heute als solcher bezeichnet: als wahre Geschichte aus dem Leben der Intellektuellen vom Rive Gauche. Eine US-amerikanische Ausgabe der Mandarins aus dem Jahr 2005 verspricht «bissig genaue Porträts von Sartre, Camus und den anderen Giganten der Zeit» sowie eine «epische Liebesgeschichte und ein philosophisches Manifest.» US-Amerika sieht eben alles anders – dem ist nichts hinzuzufügen. Ein lesenswertes Buch, es beschreibt die Jahre ab der Befreiung Frankreichs 1944 über einen Zeitraum, da es wieder normal läuft. Lesenswert.
khw


Simone de Beauvoir: DIE MANDARINS VON PARIS – Roman
Aus dem Französischen von Amelie Thomas und Claudia Marquardt
Mit einem Nachwort von Nicole Sievert

Rowohlt Verlag, Hamburg 2024
1022 Seiten – 45,00 EUR