30.09.2024
Dick Marty: Furchtlose Wahrheiten – Betrachtung eines Staatsanwalts unter Personenschutz

Der Autor Dick François Marty, am 7. Januar 1945 in Sorengo/Tessin/Schweiz geboren, gestorben am 28. 2023 in Fescoggia/Tessin war ein Schweizer Politiker, Mitglied der liberalen FDP und Staatsanwalt des Kantons Tessin. Er vertrat von 1995 bis 2011 den Kanton Tessin im Parlament in Bern im Ständerat, der kleinen Kammer der Schweizer Bundesversammlung. Er war auch Abgeordneter des Europarats und Mitglied der OSZE-Kommission für Menschenrechte.

Marty, der Rechtswissenschaften an der Universität Neuburg studierte, arbeitete von 1972 bis 1975 am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht in Freiburg im Breisgau, wo er für die Abteilung Schweizer Recht zuständig war. Er wurde 1975 zum Staatsanwalt im Tessin ernannt. In diesem Amt fiel er auf in seinem energischen Vorgehen gegen organisiertes Verbrechen und Drogenmissbrauch. Dabei gelang es ihm die größte Beschlagnahmung von Heroin in der Schweiz.

Das Zitat von Jean Jaurès dem französischen Historiker sozialistischen Politikers Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhundert der sagte »Suche die Wahrheit, und sage sie!« könnte auch das Motto von Denken und Wirken auch die Definition von Mut von Dick Marty sein.

Unter „Das Sandkorn“, dem Vorwort des Buches schreibt der Autor: „2009, zwei Jahre nach dem enormen Wirbel um den Bericht über die geheimen CIA-Gefängnisse, nötigte mich (der Begriff ist nur leicht übertrieben) der Lausanner Verlag Favre, ein Buch zu schreiben. Ich führte ins Feld, dass jeder das tun müsse, wozu er sich in der Lage fühle, und Schreiben liege mir nicht besonders.

Später hatte ich gesundheitliche Probleme: eine vorübergehende allgemeine Amnesie (ausgerechnet an dem Tag, an dem ich die Volksinitiative für Konzernverantwortung vor einer parlamentarischen Kommission verfechten sollte) und fast gleichzeitig zwei orthopädische Operationen, die mich zu ersten Mal nach einem halben Jahrhundert aktiven Leben dazu zwangen, fast vier Monate lang unbeweglich zu Hause zu bleiben. Und ich entdeckte, dass mir das Schreiben guttat, dass es mir erlaubte, über das Erlebte nachzudenken, auch über die Gründe für bestimmte Entscheidungen.“

Am 18. Dezember 2020 erhielt Dick Marty vom Kommandanten der Tessiner Kantonspolizei einen Anruf, sein Leben sei bedroht, er und seine Familie müsse sofort unter Polizeischutz gestellt werden. Marty fragte nur »Balkan?« - 2009 hatte ihm der Europarat die Ermittlungen zum Handel mit Organen serbischer Gefangener nach dem Kosovokrieg übertragen. Damit wurde der Dick Marty gleich zu Beginn seines Ruhestands zum Gefangenen im eigenen Haus.

In seinem Buch vollzieht Dick Marty die Schlüsselmomente seines Lebens nach. Lesenswert.
khw


Dick Marty: Furchtlose Wahrheiten
Betrachtungen eines Staatsanwalts unter Personenschutz

Rotpunktverlag, Zürich 2024
207 Seiten – Klappenbroschur – 24,00 EUR