30.09.2024
Gerd Schwerhoff: DER BAUERNKRIEG – Geschichte einer wilden Handlung

Der Autor Gerd Schwerhoff, am 26. Dezember 1957 in Köln geboren ist Historiker und ein führender Kriminalhistoriker. Er studierte Geschichtswissenschaft, Soziologie und Pädagogik an den Universitäten und Köln und Bielefeld. Nach seinem Magisterabschluss1984 arbeitete er zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte, später im Rahmen des Sonderforschungsbereichs „Sozialgeschichte des neuzeitlichen Bürgertums. Deutschland im internationalen Vergleich“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft an der Universität Bielefeld. Seine Promotion erfolgte 1989 mit einer Arbeit zur Kriminalgeschichte der Stadt Köln. Gerd Schwerhoff lehrt als Professor für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Technischen Universität Dresden. Nach seinem Buch «Die Inquisition» veröffentlichte er jetzt «Der Bauernkrieg».

Mit seinem Buch über den Bauernkrieg entwirft der Historiker ein fast enzyklopädisches wie facettenreiches Bild über den Bauernkrieg von 1524 bis 1526. Ob das eine frühbürgerliche Revolution war, kommt auf den politischen Standpunkt an. Für den Leipziger und Professor der Hochschule für Grafik und Buchkunst Werner Tübke, der auf einer Fläche von 1722 Quadratmetern in den Jahren von 1976 bis 1987 mit zwei Assistenten das Bild mit Farben aus der Sowjetunion auf eine Leinwand aus diesem Land malte.

Der Bauernkrieg von 1524 bis 1526 brach nicht plötzlich aus. Bereits vorher erhoben sich in einer langen Reihe in Mitteleuropa Aufstände und Widerstandsaktionen. Dabei blieben die sozialen Erhebungen keinesfalls auf die Bauern beschränkt. In der Einleitung schreibt der Autor: „Warum beschäftigt sich das vorliegende Buch mit diesem Ereignis von 1525? Haben nicht bereits Generationen von Forschenden am Bauernkrieg gearbeitet? Wird er nicht längst «zu den fundamentalen Ereignissen» der deutschen Geschichte gezählt, gleich, ob man ihn mit Leopold von Ranke als «größtes Naturereignis des deutschen Staates» begreift oder mit Friedrich Engels als den «großartigste(n) Revolutionsversuch des deutschen Volkes». Liegen nicht zahlreiche Überblicksdarstellungen vor, zuletzt jene, die im Umkreis des Bauernkriegsjubiläums von 1975 geschrieben wurden? Nun, die bisher vorliegenden Darstellungen bieten zwar eine Fülle von Fakten, manchmal spannend rekonstruiert und bisweilen phantasievoll ausgeschmückt, manchmal trocken aneinandergereiht.“

Dass es auch anders geht, das vermittelt Gerd Schwerhoff mit seinem „Der Bauernkrieg“. Er lässt das Ereignis vor den Augen der Leser plastisch entstehen. So macht er das Geschehen, das fast zur gleichen Zeit im gesamten Deutschen Reich stattfindet, zu erfassen. Der Schauplatz reicht vom Pfälzer Wald im Westen, über die Rhön nach Thüringen bis nach Salzburg und Tirol.

Weiter schreibt Schwerhoff: „Das vorliegende Buch möchte den Wert von Analysen zu Ursachen und Zielen des Bauernkriegs keineswegs bestreiten und wird sie auch nicht überflüssig machen.“

Der Autor setzt seine Akzente anders. Sein großer Verdienst ist es, wie er die Rache des Adels schildert. Das größte Blutbad fand nicht nach Müntzers Untergang in Frankenhausen statt, sondern in Zabern im Elsass. Hier schlachteten Söldner 20.000 Wehrlose ab. Eine lesenswerte Beschreibung deutscher Geschichte.
khw


Gerd Schwerhoff: DER BAUERNKRIEG
Geschichte einer wilden Handlung

Verlag C.H. Beck, München 2024
720 Seiten – zahlreiche Abbildungen – 34,00 EUR