31.08.2024
LORENZO FANTINI: ICH HABE MENGELE VERHAFTET – Diese Geschichte beruht zu einem guten Teil auf Tatsachen, die einer literarischen Fiktion angepasst wurden

Das Buch berichtet von der unerwarteten Verhaftung des nationalsozialistischen Kriegsverbrechers Josef Mengele, der vom Mai 1943 bis zur Befreiung durch die Rote Armee am 27. Januar 1945 Lagerarzt des Konzentrationslagers Auschwitz war. Mengele am 16. März 1911 im bayerischen Günzburg geboren, war Assistent des Erbbiologen und Rassenhygienikers Otmar von Verschuer, meldete sich 1940 freiwillig zur Waffen-SS. Nach seinem Fronteinsatz als Truppenarzt bei der 5. SS-Panzer-Division „Wiking“ wurde er ab Mai 1943 als Lagerarzt in Auschwitz eingesetzt. In dieser Funktion nahm er Selektionen vor, überwachte die Vergasung der Opfer, führte menschenverachtende medizinische Experimente an KZ-Häftlingen durch. Er betrieb Forschungen zu Wachstumsanomalien, Zwillingsforschung und Sterilisation sowie Therapien von Fleckfieber und Malaria. Nach dem Ende wurde der Mann international als NS-Kriegsverbrecher gesucht, bei seiner Ausreise in Genua gefasst, konnte trotzdem mit Passagierschein Nummer 100501 des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz Italien verlassen. Der Passagierschein enthielt folgenden Hinweis: «Der Antragsteller Helmut Gregor war Kriegsgefangener, Internierter, Vertriebener». Sein Reisepass bescheinigte: «Als unterzeichnender Delegierter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz erkläre ich, dass ich dieses Dokument ausstelle, damit sein Inhaber über seine Anwesenheit am gegenwärtigen Aufenthaltsort Rechenschaft ablegen kann. Außerdem ermöglicht das Dokument seine sofortige oder zukünftige Rückkehr in die Heimat sowie die Auswanderung in ein weiteres Land. Der Antragsteller unterzeichnet die eingetragenen Angaben.»

Mit diesem Dokument unter einem falschen Namen gelang es dem SS-Arzt Josef Mengele, trotz seiner Verhaftung und Überprüfung vom italienischen Hafen Genua aus mit einen Schiff nach Argentinien ausreisen. Am 26. Mai 1949 verlässt die „NORTH KING“ um 14 Uhr 45 den Hafen in Richtung Südamerika.

Mengeles Herkunft ist kein nationalsozialistisches Elternhaus, obwohl der Vater Karl Mengele im Ersten Weltkrieg kämpfte, sich dem Stahlhelm wie den Bund der Frontsoldaten anschloss und 1933 Mitglied der NSDAP wurde. Josef Mengele kam aus einem katholisch-konservativen deutschnationalen Elternhaus. Josef Mengele trat als Student 1931 dem Jungstahlhelm bei. Er studierte in München, Bonn und Wien, legte im Sommer 1936 das medizinische Staatsexamen ab, bekam 1937 am Universitäts-Institut für Erbbiologie und Rassenhygiene Frankfurt/Main eine Assistentenstelle.

Mengele ging im Juni 1945 nach Bayern, wurde von der US-Armee interniert, obwohl bereits auf Kriegsverbrecherlisten geführt wurde, blieb er als Täter unentdeckt. Ab 20. Juni 1949 in Buenos Aires lernte er andere NS-Emigranten wie Rudel und Eichmann kennen, wechselte von Argentinien nach Brasilien, wo er am 7. Februar 1979 in Bertioga beim Schwimmen einen Schlaganfall erlitt und ertrank. Einer der wohl die Menschen verachteden NS-Mediziner wurde nie verurteilt.

Lorenzo Fantini klärt mit seinem „Ich habe Mengele verhaftet“ darüber auf, warum es keinen Prozess gab. Lesenswert.
khw


LORENZO FANTINI: ICH HABE MENGELE VERHAFTET

Verlag Galata Genua 2014
125 Seiten – 12,00 EUR