31.08.2024
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Ursula Muscheler: Ein Haus, ein Stuhl, ein Auto – Bertolt Brechts Lebensstil
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Die Autorin Ursula Muscheler ist eine promovierte und praktizierende Architektin und lebt in Düsseldorf. Von ihr erschienen »Das rote Bauhaus. Eine Geschichte von Hoffnung und Scheitern« und »Mutter, Muse und Frau Bauhaus. Die Frauen um Walter Gropius«. Nun fragt die Architektin Ursula Muscheler nach den Lebensgewohnheiten Bertolt Brechts. Ein Immobilienhai ist Bertolt Brecht nie gewesen. Der erfolgreichste Dichter hatte besseres zu Tun. Damit aus seiner Kunst etwas werden konnte, musste es sehr bequem zugehen. Zur Hand mussten die Zigarren sein, auch die Frauen, die das alles Organsierten. Das im Berlin der zwanziger Jahre, in seinen Exilen in Dänemark, Schweden Finnland, via Moskau in den USA, wo er vom FBI überwacht wurde. Unter dem Verdacht, Mitglied einer kommunistischen Partei zu sein, wurde er dazu am 30. Oktober 1947 vom McCarthy „Ausschuss für unamerikanische Umtriebe“ befragt. Auf die Frage ob er jemals Mitglied der KPD gewesen sei und noch ist beantwortete er mit „nein“. Einen Tag später reiste er nach Paris aus. Von hier nach Zürich über Prag nach Berlin. Da ihm die Einreise in die westlichen Besatzungszonen verboten waren, blieb er im sowjetisch besetzen Teil von Berlin.
Im Prolog schreibt die Autorin: „Gut situiert zu sein hielt Bertolt Brecht zeitlebens für einen Autor die angemessene Existenzform. Nicht Spitzwegs armen Poeten hatte er vor Augen, sondern erfolgreiche Kollegen wie Lion Feuchtwanger und Thomas Mann, die in beachtlichen Stadtvillen und schön gelegenen Sommerhäusern residierten.
Während Brecht in Fragen geistigen Eigentums nach Ansicht eifriger Plagiatsjäger etwas lax war, nahm er es mit dem materiellen sehr genau. Er kämpfte listig und ausdauernd um hohe Honorare und legte sich, wo immer er einige Zeit – freiwillig und unfreiwillig – verbrachte, die nötige Grundausstattung zu: Haus, Stuhl und Auto, kurz alles, was wie er glaubte, einem erfolgreichen Schriftsteller zustand.“ Und das war Bertolt Brecht.
Das Buch versucht, sich Brechts Lebensstil wie seine Vorlieben über Fotografien, Briefen, Tagebücher sich zu nähern. Das im Band erwähnte Haus in der Märkischen Schweiz in Bukow mit blick auf dem Scharmützelsee habe ich vor Jahren einmal kennengelernt. Ein mehr als bescheidenes Haus, Luxushäuser sehen anders aus. Heute als Brecht-Weigel-Haus ein Museum und Gedenkstätte für das Künstlerehepaar Bertolt Brecht und Helene Weigel.
Das Buch bereichert die bestehende umfangreiche Bertolt Brecht Literatur mit einem anderen Blick.
Lesenswert.
khw
Ursula Muscheler: Ein Haus, ein Stuhl, ein Auto – Bertolt Brechts Lebensstil
Berenberg Verlag, Berlin 2024
160 Seiten – 26,00 EUR
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