Aus ihrem Nachlass veröffentlichte der Salzburger Verlag „Jung und Jung“ drei Texte, wobei sich die Autorin für Klagenfurt für den Text „Miserere Melancholia“ entschieden hatte. In seinen Nachbemerkungen schreibt Thomas Stadler: „Die drei Texte sind Teil eines Manuskripts für einen geplanten Band mit Erzählungen und Kurzprosa unter dem Titel »Die Atmung der Liebenden mit Anomalien«. Sie sind über mehrere Motive miteinander verbunden, vor allem aber über ihre Grundstimmung: die Schwermut. Was passiv erlitten wird, wird darin sprachwuchtig und zornig vorgetragen. Das äußert sich, schon in ersten lyrischen Texten und nicht zuletzt in ihren Romanen »Die Infantin trägt den Scheitel links« (2020) und »Fretten« (2022), in einer Bewegung vom »Herkunftshader« über »Existierzorn« zur »Ablebewucht«.
In dem Band bildet »Miserere Melancholia« den Kern. Der Text ging aus einer Auftragsarbeit für die „Tiroler Volksschauspiele Telfs“ hervor, die eine intensive Beschäftigung mit den personifizierten Todsünden der Trägheit, der Acedia, angestoßen hat. die Helena Adler ähnlich versteht wie die Melancholie. Die Autorin liebte die Kupferstiche von Dürer, wie weitere Maler Bosch, Breughel, Courbet, Füssli, Munch, Kirchner, Kubin und besonders José Gutiérrez Solana, einem spanischen Maler, Graveur und expressionistischen Schriftsteller. In seinen Arbeiten ist der Einfluss der „Schwarzen Gemälde“ von Francisco de Goya sichtbar. Lesenswert.
khw
Helena Adler: „Miserere“
Jung und Jung Verlag, Salzburg 2024
80 Seiten - geb. – 16,00 EUR
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