31.08.2024
HELENA ADLER: Miserere – Drei Texte

Die Schriftstellerin Helena Este Adler wurde am 16. Mai 1983 in Oberndorf bei Salzburg als Stephanie Helene Prähauser geboren. Die österreichische Schriftstellerin und bildende Künstlerin verstarb mit vierzig Jahren am 5. Januar 2024 als Stephanie Helene Adler. Sie begann ein Germanistikstudium, studierte Psychologie und Philosophie an der Universität Salzburg, parallel dazu Malerei am Salzburger Mozarteum. Damit eine Verwechselung mit der Schriftstellerin Teresa Präauer verwechselt zu werden ausgeschlossen wurde, wählte Sie sich den Künstlernamen Helena Adler als Pseudonym. Mit lebte sie mit ihrem Mann den bildenden Künstler Thomas E. Stadler und dem gemeinsamen Sohn in der Gemeinde Anthering. Helena Adler starb im alter von 40 Jahren nachdem bei ihr einen Gehirntumor diagnostiziert wurde.

Für drei Bücher hat die Zeit gereicht. Vor allem mit »Die Infantin trägt den Scheitel links« gelang es ihr, in die Literaturgeschichte einzugehen. Dieses Buch brachte sie im April 2020 auf Platz fünf der ORF-Bestenliste, gelang im August auf die Longlist des Deutschen Buchpreises. Texte von ihr erschienen in Anthologien und Literaturzeitschriften. Der dritte Roman «Fretten» wurde im September 2022 veröffentlich. Eine Woche vor dem Beginn des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs, zu dem sie eingeladen war, zog sie ihre Teilnahme wegen des diagnostizierten Gehirntumors zurück. Zum Gedenken an die Schriftstellerin rief das Literaturhaus Salzburg den „Helene-Adler-Preis für rebellische Literatur“ ins Leben.

Aus ihrem Nachlass veröffentlichte der Salzburger Verlag „Jung und Jung“ drei Texte, wobei sich die Autorin für Klagenfurt für den Text „Miserere Melancholia“ entschieden hatte. In seinen Nachbemerkungen schreibt Thomas Stadler: „Die drei Texte sind Teil eines Manuskripts für einen geplanten Band mit Erzählungen und Kurzprosa unter dem Titel »Die Atmung der Liebenden mit Anomalien«. Sie sind über mehrere Motive miteinander verbunden, vor allem aber über ihre Grundstimmung: die Schwermut. Was passiv erlitten wird, wird darin sprachwuchtig und zornig vorgetragen. Das äußert sich, schon in ersten lyrischen Texten und nicht zuletzt in ihren Romanen »Die Infantin trägt den Scheitel links« (2020) und »Fretten« (2022), in einer Bewegung vom »Herkunftshader« über »Existierzorn« zur »Ablebewucht«.

In dem Band bildet »Miserere Melancholia« den Kern. Der Text ging aus einer Auftragsarbeit für die „Tiroler Volksschauspiele Telfs“ hervor, die eine intensive Beschäftigung mit den personifizierten Todsünden der Trägheit, der Acedia, angestoßen hat. die Helena Adler ähnlich versteht wie die Melancholie. Die Autorin liebte die Kupferstiche von Dürer, wie weitere Maler Bosch, Breughel, Courbet, Füssli, Munch, Kirchner, Kubin und besonders José Gutiérrez Solana, einem spanischen Maler, Graveur und expressionistischen Schriftsteller. In seinen Arbeiten ist der Einfluss der „Schwarzen Gemälde“ von Francisco de Goya sichtbar. Lesenswert.
khw


Helena Adler: „Miserere“

Jung und Jung Verlag, Salzburg 2024
80 Seiten - geb. – 16,00 EUR