13.09.2024
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BARBARA SKARGA: NACH DER BEFREIUNG – AUFZEICHNUNGEN AUS DEM GULAG 1944–1956
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Die Autorin Barbara Skarga (1919 -2009) ist eine der bedeutendsten Philosophinnen des 20. Jahrhunderts. In der polnischen Hauptstadt Warschau wurde sie in eine privilegierte Familie hineingeboren. Die Familie war im alten polnischen Landadel verwurzelt. Die Schwester des Vaters besaß ein großes Anwesen in der Nähe der Hauptstadt von Litauen in Vilnius, hier wuchs Barbara Skarga auf. Über Jahrhunderte bildete sich in Vilnius eine intellektuelle Elite heraus, wobei eine polnische Wirtschaftselite die großen Ländereien in Litauen leitete. In Vilnius erhielt sie ihre Schulbildung, kehrte 1937 nach Warschau zurück und begann hier ihr Studium an der Universität, was ihr nicht zusagte. So kehrte sie nach Litauen zurück, begann ein Philosophie-Studium an der Stefan-Batory-Universität in Vilnius. Am 1. September 1939 begann der Krieg von Deutschland gegen Polen, der auch Auswirkungen für Litauen brachte. Mit der Deutschen Kriegserklärung gegen die Sowjetunion am 22. Juni 1941 veränderte sich auch die Lage in Litauen, die sowjetische Besatzung im Lande ging, die Deutschen kamen. Zahlreich waren die Litauer, die in Hitler ihren Befreier sahen. Polen versuchte weiter seinen Einfluss in Litauen zu behalten.
Barbara Skarga schloss sich der nicht kommunistischen polnischen Heimatarmee Armia Krajowa (AK) an. Die Rote Armee befreit das Baltikum bereits im Juni 1944. Der 8. September 1944 war ein strahlender Tag in Vilnius. Skarga hatte eine Verabredung mit weiteren AK-Kuriere. Als sie an der Tür schellte, warten bereits Soldaten der Roten Armee. Wegen ihrer Mitgliedschaft in der AK wurde sie sofort verhaften. Es begann eine über Monate Haft in litauischen Gefängniszellen, dann die zehnjährige Haft im sowjetischen Gulag und eineinhalb Jahre Zwangsarbeit in einer Kolchose im Fernen Osten der Sowjetunion. Erst im Dezember 1955 kam sie nach Polen, das sich jetzt Volksrepublik VR Polen, zurück.
Im Vorwort ihres Buches schreibt Barbara Skarga 1984: „Erinnerungen aufzuschreiben ist ein Bedürfnis alter Menschen, ein natürliches Bedürfnis, das von Historikern normalerweise geschätzt wird. Das Problem ist allerdings, dass die Vergangenheit verblasst. Was davon bleibt, sind nur Fragmente, manchmal vollkommen uninteressante, und selbst wenn diese Fragmente wertvoll oder wichtig genug sind, um sie festzuhalten, hat die Distanz bereits ihren Schatten auf sie geworfen. Wer schreibt, macht die Erfahrung, dass er oder sie aus einer völlig anderen Perspektive auf die Vergangenheit blickt und nicht in der Lage ist, ein authentisches Bild der eigenen Wahrnehmung wider zugeben. Eine Vielzahl von Gestalten, Stimmen und Ereignissen erscheint nur als eine kaum sichtbare Spur … Kann ein Mensch den Nebel seines eigenen Vergessens durchdringen?“
Das Buch „Nach der Befreiung“ veröffentlichte Barbara Skarga 1985 unter einem Pseudonym. Die deutsche Ausgabe beruht auf der niederländisch kritischen Ausgabe.
khw
BARBARA SKARGA: NACH DER BEFREIUNG
AUFZEICHNUNGEN AUS DEM GULAG 1944–1956
Aus dem Niederländischen von Bärbel Jänicke
Mit einer Einleitung Alicja Gescinska
Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 2024
505 Seiten – einige Fotos – 28,00 EUR
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