17,06.2024
HIN UND WEG – Der Palast der Republik ist Gegenwart
Herausgegeben von der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss

Reinhard Alings schreibt: „Am 27. März 1973 fasst die DDR-Regierung den Beschluss zur Errichtung des Palastes der Republik. Das markiert den Endpunkt einer jahrzehntelanger Planungsgeschichte.“ Mit dem Abriss und dem Neubau des Schlosses der Preußen an der Stelle wurde ein politisches Zeichen gesetzt. Die Volkskammer beschließt in einer turbulenten Sitzung am 23. August 1990 den Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland nach Artikel 23 Grundgesetzes. Von 363 Abgeordneten der Volkskammer stimmen 294 dem Beitritt zu, 62 votieren dagegen, sieben enthalten sich. In dem Beschluss heißt es: „Die Volkskammer erklärt den Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zum Geltungsbereich des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland gemäß Artikel 23 des Grundgesetzes mit Wirkung von 3. Oktober 1990. Was immer wieder vergessen wird, bereits am 1. Juli 1990 wurde in der noch bestehenden DDR als einziges Zahlungsmittel die D-Mark eingeführt.

Wo sich heute das Humboldt Forum befindet, stand der von 1973 bis 1976 errichtete Palast der Republik als repräsentatives Staats- und Kulturhaus der DDR. Es war der Sitz der Volkskammer, Begegnungsort, Gemäldegalerie, Theater, mit einem großen Veranstaltungssaal, hatte 13 Restaurants und Cafés und eine Bowlingbahn. Mit dem Beitrittsbeschluss hin vom 23. August 1990 endete wenige Tage später die Geschichte des Palastes der Republik. Auf den Beschluss hin des Berliner Senats wurde der Palast wegen Asbestbelastung geschlossen. Es begann ein langjähriger Verfall, wenn auch mit kultureller Zwischennutzung. Der Bundestag beschloss 2003 den Abriss, der im Jahr 2008 vollendet war. Über einen Teil der Fundamente des Palastes wurde das als politischer Repräsentationsbau das Humboldt Forum errichtet.

Bereits 1992 hatte der Bremer Landmaschinenhändler Wilhelm von Boddien den Förderverein Berliner Schloss gegründet und für die Rekonstruktion des alten preußischen Hohenzollernschlosses getrommelt. Auch hatte Joachim Fest 1990 mit seinem Beitrag in der Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) dafür den Boden bereitet. Der Publizist und Verleger Wolf Jobst, sein Verlag ist heute Teil der Penguin Random House Verlagsgruppe die zum Bertelsmann Konzern gehört, veröffentlichte in der FAZ seine Meinung für ein Abriss des Palastes.

Das Buch „Hin und weg“ zeigt das Vergangene, den Palast der Republik in allen seinen Facetten und weckt Erinnerungen an das, was einmal war. Der Schlossplatz 1951 umbenannt in Marx-Engels-Platz ist seit 1994 wieder der Schlossplatz. Seit Jahrhunderten war es ein Ort der Macht und von staatspolitischer Repräsentation. Nicht abgerissen wurde das Staatsratsgebäude unweit des heutigen Hohenzollernschlosses. Von dem Balkon des ehemaligen Preußenschlosses, das sich jetzt hier befindet, rief Karl Liebknecht am 9. November 1918 die „freie sozialistische Republik Deutschland“ aus.

Der Palast der Republik ist keine Gegenwart – er ist hin und weg. Lesenswert.
khw


HIN UND WEG – Der Palast der Republik ist Gegenwart
Herausgegeben von der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss

Verlag E.A. Seemann Henschel, Leipzig 2024
248 Seiten – reich illustriert sw und Farbe – 36,00 EUR