17,06.2024
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Michael Batz: CHILE HAUS STORY – 100 Jahre einer Hamburger Legende
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Nach „Das Haus des Paul Levy“ in der Rothenbaumchaussee 36 in Hamburg legt Michael Batz nun zum Chilehaus seine neue Detektivarbeit zur hundertjährigen Geschichte des Hauses im Kontorhausviertel der Straßen Depenau, Klingberg, Fischertwiete, Pumpen, Burchardstraße und Niedernstraße vor. Die Architektur von Fritz Höger war einmal beispielgebend für den Backsteinexpressionismus der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts, der einmal von der Backsteingotik und Expressionismus inspiriert war.
Das Chilehaus, wohl noch immer Hamburgs spektakuläres Wahrzeichen, hat heute 100 Jahre nach seiner Fertigstellung im Jahr 1924 von seiner Faszination nichts verloren. Das Haus wurde von Henry B. Sloman in Auftrag gegeben. Sloman am 28. August 1848 in Kingston upon Hull geboren, gestorben am 24. Oktober 1931 in Hamburg, war ein britisch-deutscher Unternehmer und Privatbankier. Seine Kindheit und Jugend verbrachte Sloman nach dem wirtschaftlichen Zusammenbruch des väterlichen Unternehmens bei seinem Hamburger Onkel, dem Reeder und Kaufmann Robert Miles Sloman. Nach seiner Schlosserlehre wanderte Henry B. Sloman 1869 nach Chile aus. Hier arbeitet er in Iquique in der Atacama-Wüste als Geschäftsführer des Unternehmens Fölsch & Martin, einem Unternehmen zur Gewinnung von Salpeter, das für Düngemittel und Sprengstoffe – kurz Munition – verwendet wurde. Der Abbau des Salpeters war eine Knochenarbeit bei Hitze, Kälte und dem scharfen Wind. Ein zweites Mal ausgebeutet wurden die Arbeiter, da sie ihre Lebensmittel mit Bezugsmarken in den firmeneigenen Läden kaufen mussten. Sloman heiratete 1881 in Chile Renata Hilliger, aus der Ehe gingen vier Kinder hervor. In Tocopilla in der Region Antofagasta gründet Sloman seine erste Salpeterfabrik „Buena Esperanza“ (Gute Hoffnung). Das Salpeter wurde mit Großsegler der P-Liner der Hamburger Reederei F. Laeisz um Kap Hoorn nach Hamburg gebracht.
Im Jahr 1898 kommt er als reicher Mann nach Hamburg zurück. Slomans Vermögen wird 1912 auf 60 Millionen Mark und einem jährlichen Einkommen von 3 Millionen Mark geschätzt, ist damit der vermögendste Hamburger. Er gründet die Finanzbank AG, aus der später die Sloman Bank KG wurde, die 1976 mit dem Bankhaus G´Hardy & Co. GmbH, Hardy-Sloman Bank fusionierte und 1981 von der Deutschen Länderbank übernommen wurde, die später in der Schweizer Großbank UBS aufging.
Das Chilehaus in Zahlen: Baubeginn 14. Mai 1922, fertiggestellt im Februar 1924, Sanierung 1991–1993, gebaut auf zwei rund 6000 qm große Grundstücke, 36000 qm Gesamtnutzfläche, Baukosten ca. 10 Millionen Reichsmark. Am 5. Juli 2015 wurde es als Teil des Kontor-Hausviertels zum UNESCO-Welterbe ernannt. Heute gehört das Chilehaus der Union Investment Real Estate GmbH.
Michael Batz hat eine lesenswerte Geschichte des 100-jährigen Hamburger Chilehauses geschrieben.
khw
Michael Batz: CHILE HAUS STORY
100 Jahre einer Hamburger Legende
Dölling und Galitz Verlag, Hamburg in der
Junius Verlag GmbH – Hamburg 2024
296 Seiten – illustriert – 34,00 EUR
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