02,05.2024
Ilko-Sascha Kowalczuk: WALTER ULBRICHT – DER KOMMUNISTISCHE DIKTATOR

Auch der Zweite Band der akribisch recherchierten Walter Ulbricht Biographie von Ilko-Sascha Kowalczuk ist erschienen. Es ist die Rückkehr Ulbrichts aus seinem sowjetischen Exil nach Berlin am 30. April 1945 bis zu seinem Tod am 1. August 1973. Der Autor schreibt: „Jede Biographie herausgehobener Persönlichkeiten, der Geschichte ihren Stempel aufdrückender Menschen, besteht fast immer aus vier Teilen: den Aufstieg, dem «Stempel», dem Abgang und dem Nachleben. Bei Walter Ulbricht ist es nicht anders. Bei ihm wie bei vielen anderen kommt nun etwas hinzu, was Historikerinnen und Historiker regelmäßig vor ein großes methodisches Problem stellt: Sie haben über einen längeren Zeitraum die Geschicke ihres Landes derart nachhaltig geprägt, dass es schwierig ist, zwischen der allgemeinen politischen Geschichte und der Biographie zu unterscheiden. Dies betrifft Diktatoren in einem weitaus stärkeren Maße als demokratisch legitimierte Politikerinnen und Politiker, denen die Macht nur leihweise übertragen wird.“ Der Historiker Kowalczuk bleibt in seiner Biographie mit dem Fokus auf Walter Ulbricht gerichtet.

Es sind knapp 30 Jahre, die Ulbricht die Politik in der DDR bestimmt, die auch Auswirkungen auf die Bundesrepublik und Europa haben. Es beginnt 1948 mit getrennten Währungen in West und Ost, die Gründung von zwei Deutschen Staaten, der 17. Juni 1953, Ungarn 1956, der Mauerbau 1961 und Prag 1968.

Detailliert berichtet der Autor von den Spannungen und Widersprüchen im Zentralkomitee der Sozialistischen Einheitspartei Deutschland (SED). Mit seiner Wahl zum Staatsrat erhält Walter Ulbricht die Macht in der DDR. Seine Entmachtung beginnt langsam 1969. Die Mehrheit im Politbüro folgt Ulbricht bereits nicht mehr. Am 21. Januar 1971 unterschreiben unter Honeckers Federführung 13 von 20 Mitgliedern und Kandidaten des Politbüros den Brief an Breschnew mit Forderung der Absetzung von Ulbricht. Am 26. April 1971 erfolgt von Erich Honecker auf dem Sommersitz in Groß Dölln die Absetzung Walter Ulbricht. Bereits am 3. Mai ist Honecker der Erster Sekretär des Zentralkomitees der SED und übernahm den Vorsitz im Nationalen Verteidigungsrat. Am 29. Oktober wählt ihn die Volkskammer zum Vorsitzenden des Staatsrats, damit vereinigt Erich Honecker als Macht in seinen Händen.

Bis zum Tod von Walter Ulbricht am 1. August 1973 änderte sich das Verhältnis zu Erich Honecker zwischen den Beiden nicht mehr.

Auch der 2. Band über Walter Ulbricht vom Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk die lesenswerte, detaillierte und faktenreiche Biographie.
khw


Ilko-Sascha Kowalczuk: WALTER ULBRICHT
DER KOMMUNISTISCHE DIKTATOR

C. H. Beck Verlag, München 2024
956 Seiten – zahlreiche Fotos – 58,00 EUR