03.05.2024
Brigitte Reimann: KATJA – Erzählungen über Frauen

Die Schriftstellerin Brigitte Reimann, geboren am 21. Juli 1933 in Burg bei Magdeburg, gestorben am 20. Februar 1973 in Berlin/DDR. Im Alter von 14 Jahren erkrankte sie an Kinderlähmung, musste für ein halbes Jahr auf die Isolierstation zubringen und beschloss in diesen Monaten Schriftstellerin zu werden. In Burg wurde sie Mitglied der „Arbeitsgemeinschaft Junger Autoren“ der Nachwuchsorganisation des Schriftstellerverbandes der DDR. Nach ihrem Abitur arbeitete sie zunächst als Lehrerin. Sie heiratet 1953 Günter Domnik, die Ehe wurde 1958 geschieden.

Mit ihrem Frühwerk war sie dem Bitterfelder Weg verpflichtet. Die Autoren sollten versuchen, durch ihre Arbeit in den Industriebetrieben engeren Kontakt zum Volk herzustellen. Dem Sozialistischen Realismus anfangs positiv gegenüber, veränderte sich jedoch ihren literarischen Anspruch, insbesondere in ihrem 1974 posthum veröffentlichten Romanfragment „Franziska Linkerhand“, wo sie verstärkt mit Formen des assoziativen und subjektiven Erzählens experimentiert.

In vierter Ehe war sie mit dem Arzt Rudolf Burgartz verheiratet. Brigitte Reimann starb im Alter von 39 Jahren am 20. Februar 1973 in der Robert-Rössle-Klinik in Berlinbuch an Krebs.

Nun sind mehr nach ihrem frühen Tod von Brigitte Reimann neue Texte, gesammelt unter „Katja –Erzählungen über Frauen“ erschienen. Dem unveröffentlichten Erzählen hat Carsten Gansel herausgegeben und sagt dazu: Brigitte Reimann hat schon früh bei einigen ihrer Texte gesagt, dass sie die verstoßen hat wie fremde Kinder. Angesichts der Tatsache, dass ihr Werk ja nun inzwischen wieder gelesen wird, wäre sie, glaube ich doch einverstanden gewesen. In dem Band versammelt sieben Erzählungen über „Das übliche Schicksal der Frauen“, Die Probe ein Laienspiel von 1948 und „Sonntag den …“ Briefe aus einer Stadt von 1970. Der Herausgeber Carsten Gansel schreibt im Anhang unter »Beim Thema Gleichberechtigung gehe ich auf die Barrikaden« zu Brigitte Reimanns frühe Erzählungen ein Essay. Gansel schreibt: „Brigitte Reimann an die DDR gebundenen Geschichten über Lebenswege von Frauen erscheinen aus heutiger Sicht unglaublich modern, emanzipiert und allgemeingültig. Auch die Art und Weise, wie sie sich ihrer schriftstellerischen Arbeit verschrieben hat, belegen ihren Anspruch, sich gesellschaftlich einzumischen und ihrer Stimme Gehör zu verschaffen. Zugleich hat Brigitte Reimann stets nach persönlicher Freiheit, Autarkie und individuellen Glück gestrebt. In ihrer Konsequenz und ihrer Radikalität war sie den meisten ihrer männlichen Kollegen weit voraus. Einfach auch deshalb, weil sie sich als Frau ganz anderen Widerständen ausgesetzt sah.“
khw


BRIGITTE REIMANN: KATJA
ERZÄHLUNGEN ÜBER FRAUEN
Herausgegeben von Carsten Gansel

Aufbau Verlag, Berlin 2024
235 Seiten – sw-Fotos – 22,70 EUR