29.04.2024
Klaus Wagenbach: Kafkas Prag – Ein Reiselesebuch

Der Autor Klaus Wagenbach, am 11. Juli 1930 in Berlin geboren und am 17. Dezember 2021 dort gestorben, war Autor und Verleger. Nach seiner Buchhandelslehre in den Verlagen Suhrkamp und S. Fischer. Der Herstellungsleiter Fritz Hirschmann im S. Fischer -Verlag machte Wagenbach mit der Literatur von Franz Kafka bekannt. Ab 1951 studierte Wagenbach an der Universität in Frankfurt Germanistik, Kunstgeschichte und Archäologie, wurde 1957 bei Josef Kunz über Franz Kafka promoviert. Auf der Kafka-Konferenz in Berlin 1966 initiierte er die kritische Kafka-Ausgabe. Er lenkte 2002 die Aufmerksamkeit auf Kafkas Fabriken und verfasste zahlreiche Bücher zur angemessenen Erkundung Kafkas. Dazu gehört auch „Kafkas Prag“, das der Autor als ein Reisebuch nennt.

Auf 135 Seiten führt der reich illustrierte Band einmal quer durch das Prag von Franz Kafka. In den Vorbemerkungen schreibt Klaus Wagenbach: „Franz Kafka, dessen kühle, wortwarme und doch kleistische Prosa, dessen literarische Bilder – vom vortragenden Affen oder vom verwandelten Samsa, vom Landvermesser oder von der Strafkolonie – und dessen Expertisen der Macht seit der Mitte des Jahrhunderts fast alle Literaturen der Welt so nachhaltig beeinflusst haben, hat seine Heimatstadt Prag (1883 – 1924) kaum je verlassen: verschiedene Dienstreisen, einige Bildungsreisen, viele Sanatoriumsaufenthalte, ein halbes Jahr Berlin und einige Monate auf dem böhmischen Land war alles.

»Prag«, schrieb Kafka schon als Neunzehnjähriger, »lässt nicht los. Dieses Mütterchen hat Krallen.« Und 1912, als Neunundzwanzigjähriger, bereits vier Jahre Beamter, und im Begriff seinen ersten Roman zu schreiben: »Wie lebe ich denn in Prag! Dieses Verlangen nach Menschen, das ich habe und das sich in Angst verwandelt, wenn es erfüllt wird, findet sich erst in den Ferien zurecht …« Zwei Jahre später im Tagebuch: »Von Prag weggehen. Gegenüber diesem stärksten menschlichen Schaden, der mich je getroffen hat, mit dem stärksten Reaktionsmittel, über das ich verfüge, vorgehen.« Und 1917, resigniert: »Prag: Die Religionen verlieren sich wie die Menschen.«

Will man also wissen, in welchen Häusern Kafka wohnte (sie stehen noch fast alle) oder was es zu bedeuten hat, wenn er schreibt: »ich treibe mich am liebsten in Parks und auf Gassen herum«, kurz: Was Kafka >vor Augen< hatte, so muss man nach Prag fahren, in Wirklichkeit oder im Geist. Für beides ist dieses Lese- und Reisebuch als Begleiter gedacht, wobei sich ein Hauptbemühen darauf richte, die Häuser und Orte in zeitgenössischen Aufnahmen vorzustellen.“

Das Buch führt zu den Stationen Franz Kafkas, wo er wohnte und lebte, seine Arbeitsplätze, seine Sparzierwege und seine literarischen Orte und Vergnügen.

Der literarische Reiseführer durch das Prag von Franz Kafka.
khw


Klaus Wagenbach: Kafkas Prag – Ein Reisebuch

Verlag Klaus Wagenbach Berlin
138 Seiten – Stadtplan, zahlreiche Fotos – 22,00 EUR