29.04.2024
PHILIPP LENHARD: CAFÉ MARX
DAS INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG VON DEN ANFÄNGEN BIS ZUR FRANKFURTER SCHULE

Der Autor Philipp Lenhard wurde 1980 in Bielefeld geboren, studierte nach dem Abitur Judaistik, Philosophie und Anglo-Amerikanische Geschichte an der Universität Köln, promovierte über „Religiöse Kulturen im Europa des 19. und 20. Jahrhundert“ 2014. Seit 2022 hat Lenhard eine DAAD-Professur an der University of California, Berkeley für den Bereich Late Modern Europa.

Café Marx nannten Freunde wie Feinde das Institut für Sozialforschung flapsig. Tatsächlich liegen die Anfänge der Kritischen Theorie und der Frankfurter Schule in einer Auseinandersetzung mit dem Marxismus. Von Beginn an war das Institut, das 1924 eröffnet wurde, etwas Besonders. Seine Wurzeln liegen in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs und auf den Barrikaden der Revolution 1918. Es war der Argentino Lucio Felix José Weil, geboren am 8. Februar 1989 in Buenos Aires, wurde Mitgründer des Instituts für Sozialforschung. Felix Weil setzte große Teile seines Erbes zur Finanzierung des Instituts ein.

Im Vorwort schreibt Lenhard: „Biographien schreibt man üblicherweise über Tote. Nun ist das Institut für Sozialforschung quicklebendig. Erst kürzlich hat der Soziologe Stephan Lessenich die neue Leitung des Instituts übernommen, Dutzende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler forschen über so vielfältige Themen wie den gesellschaftlichen Wandel in der Krankenpflege, Partizipationsrechte in supranationalen Organisationen, die Erfahrungen rumänischer Wanderarbeiter in der Baubranche oder die Bedeutung religiöser Kontingenzbewältigung.“

Die „Frankfurter Schule“ machte die Stadt am Main ab ihrem Beginn 1924 zum Zentrum der Philosophie, wurde 1933 durch die Nationalsozialisten gewaltsam geschlossen. Da die drohende Gefahr frühzeitig erkannt wurde, konnte 1931 bereits das Stiftungsvermögen in die Niederlande transferiert und eine Zweigstelle in Genf errichtet werden, die nach 1933 der Hauptsitz ist. Eine weitere Zwischenstation ist Paris, bis das Institut schließlich in die USA emigriert. Das Institut für Sozialforschung wird neu an der Columbia Universität in New York aufgebaut. Hier arbeiten Adorno und Horkheimer an einer umfangreichen Studie zum Autoritären Charakter.

Nach der Rückkehr von Adorno und Horkheimer aus der Emigration an die Goethe-Universität 1950 gewinnt die Frankfurter Schule große Bedeutung in der 68er-Bewegung. Die Erfahrungen des Nationalsozialismus und der Shoah waren prägend für die theoretische und empirischen Arbeiten an der Kritischen Theorie. Nach dem Tod von Horkheimer und Adornos repräsentieren die Frankfurter Schule Jürgen Habermas – beide lehnten es ab ihn zu habilitieren – und dem im Februar 2024 verstorbene Oskar Negt.
Das Buch berichtet vom Beginn bis zur Frankfurter Schule heute.
khw


PHILIPP LENHARD: CAFÉ MARX
DAS INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG VON DEN
ANFÄNGEN BIS ZUR FRANKFURTER SCHULE

C. H. BECK VERLAG, München 2024
624 Seiten – einige sw-Fotos – 34,00 EUR