18,05.2024
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WALTER SCHÜBLER: VOM ESSEN – ZWISCHEN DEN KRIEGEN
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Literaturwissenschaftler Walter Schübler, am 6. August 1963 in Lindach/Oberösterreich geboren, ist Übersetzter, Literaturkritiker und verantwortlich für die Feuilletonbeilage am Wochenende in der Wiener Tageszeitung „Die Presse“. Der „Preis der Stadt Wien für Publizistik“ wurde ihm 2014 zuerkannt.
Der Autor hat Zeitungsarchive und Kochbücher übers Essen und Kochen in den Jahren zwischen dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Beginn des Zweiten Weltkriegs nach exemplarischen Beiträgen durchsucht und ist fündig geworden. Im Vorwort Walter Schübler: „Gut sieben Jahre war ich in Zeitungen und Zeitschriften der Zwischenkriegszeit unterwegs; auf der Suche nach Texten von Anton Kuhs, die schließlich die 2016 erschienene Werksausgabe bündelte. – Anton Kuh hatte eine Aversion gegen den »Feuilletonismus« als Weltanschauung. – Bei diesem elenden Geschäft des systematischen Blätterns (von Zeitungen) und Kurbelns (von Mikrofilmen) – Stauballergie (vom zerbröselnden Zeitungspapier) und der Brustmuskelentzündung (von der chronischen Fehlhaltung, die diese riesigen Folianten erzwangen) inklusive – verfiel ich darauf – mein Quantum Trost -, Texte über Essen und Trinken »mitzunehmen«. Texte, die mich beim flüchtigen Anlesen einnahmen, und das ohne Ansehen der Person, also ganz gleich, ob die Autorinnen und Autoren einen Namen hatten oder heute noch oder wieder haben. Die waren dünn gesät. Zu dieser Zeit galt es, zumal in »besseren« Häusern, als unschicklich, sich mit derart profanen Materien auseinanderzusetzen. Und so wenig »man« darüber sprach, so wenig stand in den damaligen Feuilletons zu lesen.
Das Gewese, das heutzutage um Essen und Trinken gemacht wird, ist hingegen nur lästig: Immer mehr vom immer Gleichen, wird frisch drauflos gesotten, gebacken und gebrutzelt, als gäb’s kein Morgen – und kein Gestern. Indes, über Elementares wie unsere Ernährung muss geredet werden. Denn es ist keineswegs egal, was und wie wir essen. Unsere tägliche kulinarische Praxis beeinflusst nicht nur unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit, sondern entscheidet auch über den Zustand nicht nur hiesiger Landschaften, sondern auch jener in anderen Weltgegenden.“
Vom Blattsalat (Argentinisches Tageblatt 6.12.1936) bis zum 1. Eintopfsonntag in der Ostmarkt am 9. Oktober 1938, als Illustration Kochbücher, Werbung von Würze, Milch oder Liebig-Fleisch-Extrakt ein lesenswertes Kompendium über das Kochen zwischen den Weltkriegen. Das Buch erinnert an das, was einst auf dem Essenplan stand. Aus diesem Grund zu empfehlen.
khw
WALTER SCHÜBLER: VOM ESSEN – ZWISCHEN DEN KRIEGEN
Edition Atelier, Wien 2024
360 Seiten – reich illustriert – 35,00 EUR
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