Christina Morina versteht ihr Buch als eine politische Kulturgeschichte von unten. Es ist auch eine Annäherung an die jüngere Demokratiegeschichte. Sie schreibt: „Ich greife dafür auf meist massenhaft überlieferte subjektive Quellen aus der Breite der Gesellschaft zurück – beispielsweise Bürgerbriefe, Eingaben, Petitionen und Flugblätter –, zu untersuchen, wie sich das Selbstverständnis von Bürgerinnen und bürgern sowie ihre Ideen von Demokratie seit den 1980er Jahren gewandelt haben.“
Die demokratischen Ansätze der friedlichen Revolution 1989 in der DDR spielten bei der Vereinigung mit der Bundesrepublik keine große Rolle, da sie nach Artikel 23 GG erfolgte, für eine zügige Rechtsstaatlichkeit, die Einheit nur so eröffnen konnte. Das ist zu bedauern, zeigt sich das heute in der Kluft zwischen West- und Ostdeutschland. Die Autorin kommt zur Ansicht, dass bis heute die bundesrepublikanische Demokratiegeschichte eine Geschichte mit einem offenen Ausgang ist. Lesenswert.
khw
CHRISTINA MORINA: Tausend Aufbrüche
Die Deutschen und ihre Demokratie seit den 1980er Jahren
Siedler Verlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe
München 2023
400 Seiten – 28,00 EUR
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