16.02.2024
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Ulrich Brunner: Lernen S’ Geschichte, Herr Reporter! – Bruno Kreisky Episoden einer Ära
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Der österreichische Journalist Ulrich Brunner, geboren am 12. Juli 1938 Wien, lernte nach der Schule den Beruf des Schriftsetzers. Über den zweiten Bildungsweg der Arbeitermittelschule holte er 1961 die Matura (Abitur) nach und studierte als Werkstudent Jura an der Universität Wien. Aus familiären Gründen musste er nach der ersten Staatsprüfung das Studium aufgeben. Brunner begann als Korrektor bei der Arbeiter-Zeitung, wurde bei dem sozialdemokratischen Boulevardblatt „Neue Zeitung“ von 1967 -1970 Reporter. Dann wird er Redakteur, bis 1975 Redakteur bei der „Arbeiter Zeitung“, wechselt als Redakteur im aktuellen Dienst zum ORF. Ab 1990 bis zur Pensionierung ist Ulrich Brunner Intendant des ORF-Landesstudios Burgenland.
Als ORF Journalist führte Ulrich Brunner Interviews mit dem Bundeskanzler Bruno Kreisky. Am 24. Februar 1981 erregte Brunner den Unwillen des Bundeskanzlers Bruno Kreiskys. Die Österreichische Volkspartei (ÖVP) konsultierte den damaligen Bundespräsidenten Rudolf Kirchschläger in einer tagespolitischen Frage, was Kreisky mit einem Hinweis auf die 1930er Jahre vehement abgelehnt hatte. Als der loyale Sozialdemokrat Ulrich Brunner gegen diesen kühnen Vergleich seine Bedenken anmeldete, wurde er von Kreisky mit den Worten: „Lernen S’ a bisserl Geschichte, Herr Reporter!“ gemaßregelt. Dieser Satz verselbstständigte sich zum Zitat.
Im Vorwort schreibt Brunner: „2020 ist es 50 Jahre her, dass Bruno Kreisky die erste SPÖ-Alleinregierung der Zweiten Republik gebildet hat, vor 30 Jahren ist er mit einem Staatsakt zu Grabe getragen worden. Er war gemeinsam mit Willy Brandt und Olof Palme eine der großen Gestalten der Sozialdemokratie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Diese Parteiführer stehen für das goldene Zeitalter der Sozialdemokratie, die im Positiven wirkmächtigste politische Bewegung des 20. Jahrhunderts. Ein Blick zurück lässt den Niedergang der Sozialdemokratie umso deutlicher hervortreten. Die Sozialdemokratie droht heute an einer Gemengelage zu scheitern, die nicht leicht aufzulösen ist. Hauptursache ist wohl die Globalisierung, also der freie Warenverkehr, dem in den letzten Jahren auch ein ziemlich unkontrollierter Menschenverkehr durch Migration und Asyl folgte.
Der freie Warenverkehr hat schon länger zu einem schleichenden Wohlstandstransfer von den entwickelten Ländern in Entwicklungs- und Schwellenländern geführt.“
Das Buch von Ulrich Brunner, ein Blick mit Wehmut auf die goldenen Jahre der österreichischen Sozialdemokratie unter dem Bundeskanzler Bruno Kreisky, angereichert mit seinen persönlichen Erlebnissen, eine Biografie.
Zum Ende teilt Ulrich Brunner dem Leser seinen Abschied nach 50 Jahren Mitgliedschaft von der SPÖ mit. In seiner Austrittserklärung, veröffentlicht am 28. April 2007 in der Tageszeitung „Die Presse“ schreibt er: „Das 19. Jahrhundert war vom Liberalismus geprägt, das 20. Jahrhundert von der Sozialdemokratie. Ob es überhaupt einer Bewegung gelingen wird, dem 21. Jahrhundert in ähnlicher Weise den Stempel aufzudrücken, ist offen.“ Lesenswert.
khw
Ulrich Brunner: Lernen S’ Geschichte, Herr Reporter
Ecowin Verlag bei Benevento Publishing Salzburg – München 2020
272 Seiten – zahlreiche Fotos – 24,00 EUR
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