12.09.2023
Jürgen Zimmerer u. Kim Sebastian Todzi Hg.: Hamburg: Tor zur kolonialen Welt
Erinnerungsorte der (post-) kolonialen Globalisierung

Im Vorwort scheiben die Herausgeber Jürgen Zimmerer und Kim Sebastian Todzi im August 2021: „Seit 2015 erforscht die Forschungsstelle Hamburgs(post-)koloniales Erbe / Hamburg und die (frühe) Globalisierung im Auftrag der Stadt Hamburg die koloniale Geschichte der Hansestadt, ihre globale Vernetzung, ihre geteilten Geschichten und ihre teilweise verschütteten, teilweise verdrängten Erinnerungen an die Globalisierung, kurz ihr koloniales Erbe.“

Die Forschungsstelle ist die erste und einzige Einrichtung. Sie wirkt mit auf die öffentliche Debatte um den Kolonialismus und seine Bedeutung für heute, stellt sie auf eine wissenschaftliche Grundlage. Der Band umfasst rund 600 Seiten, gliedert sich in Kapitel von: Unter Wirtschaft und Politik, Wissenschaft und Forschung, Kunst, Kultur und Gesellschaft, Die Welt in Hamburg – Hamburg in der Welt und Denkmäler wird die koloniale Geschichte der Hansestadt Hamburg wissenschaftlich aufgearbeitet. Es ist eine Geschichtsbeschreibung zur kolonialen Vergangenheit Hamburgs, die überall in der Stadt an Denkmälern sichtbar vorhanden ist.

Ein Name in dem Band springt ins Auge, der Name Sieveking, das ist ein Name, der bis heute in Hamburg eine Rolle spielte und spielt. Der im Buch genannte Karl Sieveking war in seinen Jahren – von 1787 1847 – ein Jurist und Politiker in den frühen Jahren der Strebens nach Kolonien Hamburgs. Er leitete als Syndikus des Rates die Hamburger Außenpolitik und gut vernetzter Intellektueller Kunstförderer hatte der Mann großen Einfluss auf das Öffentliche der Hansestadt. Der Mann stand an der Spitze der ersten deutschen Kolonialunternehmen, wollte ein globales Netz hanseatischer-deutscher Handlungsstützpunkte und Siedlungskolonien auf den Chatham-Inseln im Südpazifik, die heute zu Neuseeland gehören. Das Projekt kam aus seiner Planungsphase nie heraus.

Mit seinem Namen verbinden sich noch viele Orte in der Stadt, so die Sievekingsallee, der Sievekingdamm. Ein Teil des frühen Landsitzes der Familie Sieveking mit dem Namen Hammer Hof wurde zum heutigen Hammer Park. Im Jahr 1953 löste der Christdemokrat Kurt Sieveking mit dem Parteienbündnis Hamburg Block - CDU, Deutsche Partei und FDP - nach verlorener Wahl des Bürgermeisters Max Brauer (SPD) ab, war bis Ende 1957 der Erste Bürgermeister Hamburgs. Nach Sieveking wurde es erneut wieder der Sozialdemokrat Brauer.

Mit dem Band «Hamburg: Tor zur kolonialen Welt» wird die Geschichte der Hansestadt endlich aufgearbeitet. Noch immer stehen im Stadtbild zwei Bismarck-Denkmale, davon ein Denkmal an der Königsstraße. Am Elbpark das Bismarck Denkmal von Hugo Lederer aus Jahr 1906 wurde für 13 Millionen Euro restauriert, davon zahlte die Bundesregierung die Hälfte.

Lesenswert wenn auch das Thema wissenschaftlich aufgearbeitet.
khw


Jürgen Zimmerer u. Kim Sebastian Todzi Hg.:
Hamburg: Tor zur kolonialen Welt
Erinnerungsorte der (post-)kolonialen Globalisierung

Wallstein Verlag – Göttingen 2022
591Seiten – 32,00 EUR