12.09.2023
|
|
Herbert Diercks, Christine Eckel u. Detlef Garbe Hg.: – Das Stadthaus und die Hamburger Polizei im Nationalsozialismus – Katalog der Ausstellung am Geschichtsort Stadthaus
|
Im Jahr 2006 verkaufte der damalige 1. Bürgermeister Ole v. Beust (CDU) mit Zustimmung der Senatoren und CDU-Fraktion, das Tafelsilber der Stadt, die eigenen Immobilien, darunter die schönsten und historischen Gebäude an private Investoren. Darunter auch den Komplex Stadthaus an den Straßen Stadthausbrücke/Neuer Wall in der Hamburger Innenstadt. In diesem Komplex, heute „Stadthöfe“ genannt, war bis zum Feuersturm auf Hamburg im Juli 1943 das Polizeipräsidium mit seinen Befehlsstellen der Schutz- und Sicherheitspolizei, Kriminalpolizei und Gestapo mit Mitarbeitern. Von hier aus begangen die Einsätze der Polizei und Gestapo zur Verfolgung von politischen Gegnern, Juden, Sinti und Roma. Auch den Kriegseinsatz der beteiligten Polizisten, die in Polen und der Sowjetunion aktiv am Völkermord mitwirkten, wurde vom Stadthaus aus organisiert. In dem Keller des Komplexes befand sich auch das Gefängnis der Gestapo. Hier wurden Frauen und Männer in den Arresträumen unter unwürdigen Bedingungen inhaftiert, wurden erniedrigt, gefoltert und in den Tod getrieben.
Das Stadthaus war eine Zentrale des nationalsozialistischen Terrors für ganz Norddeutschland. Mit der späten Aufarbeitung der NS-Zeit Ende der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts rückten die Verbrecher der Gestapo wieder ins allgemeine öffentliche Bewusstsein. Bereits vorher hatten die VVN und die Kommunisten und Liberale auf diesen Teil der Geschichte des Stadthauses hingewiesen.
Nach Kriegsende war in Teilen des Stadthauses Sitz der Hamburger Behörden.
Die politisch vorbelastete Immobilie kaufte die Quantum Immobilien AG. Durch den Kaufvertrag ist sie verpflichtet, auf eigene Kosten einen Ort der Erinnerung an die NS-Verbrechen durch Gestapo und SS zu realisieren und dauerhaft zu gewährleisten. Nur damit entstand kein historischer Ort, keine der bis zum Umbau noch vorhandenen Gestapo-Stellen wurde in die Planung einbezogen. Die Gedenkstätte wurde der Buchhandlung im Gebäude an der Stadthausbrücke angegliedert. Da nur wenige Bücher lesende Bürger hier vorbeikommen, hätte man bei der Planung wissen müssen, dass in kurzer Zeit die Buchhandlung ihre Tür für immer schließt. Die neue Gedenkstätte wird betreut von der „Stiftung Hamburg Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen“ die ihren Sitz in der Gedenkstätte KZ Hamburg-Neuengamme hat.
Empfehlenswert ist der Katalog zur Ausstellung an der Stadthausbrücke.
khw
Herbert Diercks, Christine Eckel u. Detlef Garbe Hg.:
Das Stadthaus und die Hamburger Polizei im Nationalsozialismus
Metropol Verlag, Berlin 2021
331 Seiten – reich illustriert - Deutsch/Englisch –
in der Ausstellung 20,00 EUR
|
|
|
|
|