27.08.2023
Christa Anita Brück: Ein Mädchen mit Prokura – Roman

Der Rowohlt Verlag hat einen Klassiker der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts neu entdeckt. Auf der Rückseite des Buches heißt es: «Der Weg einer tüchtigen Frau ist immer der gleiche. Er führt über Feindschaft, Befremden, Misstrauen und Neid zu tragischer Isoliertheit.»

Der Name Christa Anita Brück ist das Pseudonym für Christa Jaab, verheiratet Christa Ladisch, wurde am 9. Juni 1899 in Liegnitz/Schlesien geboren, gestorben am 22.Februar 1958 in Königstein im Taunus. Die Autorin ist die Tochter eines Postbeamten, besuchte ein Lyzeum und war, nach einer kaufmännischen Ausbildung zehn Jahre lang Stenotypistin und Sekretärin in Berlin. Bereits 1920/21 schieb sie Beiträge für die Ostpreußische Wochenzeitung „Morgen“. Sie heiratete 1934 den Bankangestellten Günther Ladisch. Unter ihrem Pseudonym schrieb sie vier Romane in deren Mittelpunkt die Situation der weiblichen Angestellten zum Ende der Weimarer Republik steht. Zum ersten Roman „Schicksale hinter der Schreibmaschine“, schrieb der Soziologe und Filmtheoretiker Siegfried Kracauer „Ihr Buch ist ein trefflicher Beitrag zur Bestandsaufnahme der Angestelltenwelt“ eine zustimmende Kritik. Anders Kurt Tucholsky, der verriss das Buch, schrieb: “Die Frau Brück hat der Liebe Gott leider nicht gesegnet. Diese Angestelltengeschichte ist ein Schmarn.“ Nach 1933 wurde das Buch von den Nationalsozialisten auf die Schwarze Liste der schändlichen und unerwünschten Literatur gesetzt.

Im zweiten Buch „Ein Mädchen mit Prokura“, geht es um die Situation kleiner Bankangestellten während der Deutschen Bankenkrise1931.

Das Buch war die Vorlage für den Film des ungarischen Regisseurs Arzén von Cserépy, Mitglied der NSDAP, der 1934 gedreht wurde. Ihr Roman „Die Lawine“ knüpft an ihrem ersten Roman an, die Kriminalgeschichte „Der Richter von Memel“ erschien 1933 im Ullstein Verlag. Ein weiterer Roman, „Wer spricht mit Luedemann?“ wurde nicht veröffentlicht, es hat den Anschein, dass das Manuskript verloren ging.

Im Klappentext zum Roman „Ein Mädchen mit Prokura“ heißt es: «Wenn man Thea Iken aus dem Wege schaffen könnte? Sie braucht ja nur zu heiraten. Herr, mein Gott warum heiratet so eine nicht? Was haben Weiber schon in einer Bank zu suchen? Wenn sie nicht hinter den Kochtopf gehört (unmögliche Vorstellung) oder neben die Wiege, dann seinetwegen in eine Luxuslimousine oder in eine Villa am Vierwaldstättersee. Seinetwegen soll sie Nachfolgerin der Garbo werden oder Seiltanzen oder sonst etwas anfangen.»

Den Roman haben Magda Birkmann und Nicole Seifert für rorroro wiederentdeckt, erschien 1932 im SIEBEN-STÄBE-VERLAG Berlin. – Lesenwert.
khw


Christa Anita Brück: Ein Mädchen mit Prokura – Roman
Neuausgabe des Rowohlt Taschenbuch Verlag
Herausgegeben von Magda Birkmann und Nicole Seifert

rororo Taschenbuch Verlag, Hamburg 2023
254 Seiten – broschiert – 15,00 EUR