28.08.2023
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Barbara Brix: CLARA UND WALTER BACHER – HAMBURG – THERESIENSTADT – AUSCHWITZ
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Die Autorin Barbara Brix, 1941in Breslau geboren, war über Jahre Lehrerin für Geschichte, Französisch und Spanisch, davon die letzten 25 Jahre am Gymnasium Klosterschule in Hamburg Mitte. Seit langem ist sie der KZ-Gedenkstätte Hamburg Neuengamme eng verbunden, gehört dem Vorstand des Freundeskreises an. Mit ihren Schülern hat sie zahlreiche Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Thema Nationalsozialismus durchgeführt. Ein Schulprojekt und ein Straßenschild in Hamburg-Niendorf brachte sie auf die Spur von Walter Bacher, einem ehemaligen jüdischen Kollegen an der Klosterschule. 1993 informierte sie Kollegen und Schüler mit einem Lichtbildervortrag und eine kleine Broschüre über das Schicksal Walter Bachers und seiner Frau.
In dem Geleitwort der 1. Ausgabe schreibt im März 1997 der Schulleiter des Gymnasium Klosterschule Ruben Herzberg: »Dr. Walter Bacher ist seit über einem halben Jahrhundert tot. Er und seine Frau Clara wurden in Auschwitz-Birkenau ermordet. Welchen Sinn hat nach so langer Zeit ein solches Gedenkbuch?
Erzählt wird ein einzelnes Lehrerschicksal, das eng mit unserer Klosterschule verbunden ist; aber es ist kein Einzelschicksal. Allein in Hamburg wurden Hunderte von Lehrerinnen und Lehrern ab 1933 aus dem Dienst gejagt, mindestens 88 Hamburger Lehrerinnen und Lehrer wurden von den nationalsozialistischen Machthabern getötet. Viele von ihnen waren Juden oder hatten jüdische Vorfahren, viele gehörten oppositionellen Gruppierungen an. Auf Dr. Bacher traf, wie auf manch anderen auch, beides zu. Die Totenliste mit den Namen der über 8000 ermordeten Hamburger Juden füllt ein dickleibiges Buch. Aber sie sind nur ein winziger Teil der Millionen Nazi-Opfer. Je größer die Zahlen sind, desto anonymer erscheinen die Opfer, ihr Leben, ihr Leiden und ihr Sterben rücken unwillkürlich in eine unscharfe Ferne. Viele von ihnen aber waren ein fester Bestandteil der deutschen Gesellschaft im zu Ende gehenden Kaiserreich und in der Weimarer Republik.
Sie lebten mitten unter uns, wie Dr. Walter Bacher, an den sich viele seiner Schülerinnen und Schüler heute noch gut erinnern und wie seine Frau, Clara Bacher, die lange vor seiner Klosterschulzeit bei uns zur Schule gegangen war und dann auch das Lehrerinnen-Seminar der Klosterschule besucht hatte. Dieses Buch soll dem Gedenken dienen. Es hätte aber sein Ziel verfehlt, wenn es nur Trauer über das Schicksal Dr. Bachers und seiner Frau auslöste.«
Im Vorwort der Neuausgabe schreibt Barbara Brix im April 2023: »Unter den krisenhaften, politisch, ökonomisch, sozial und klimatisch zugespitzten Verhältnissen unserer Gegenwart, den aufgeregten Entäußerungen der sozialen Netzwerke ist die Gefahr größer geworden, dass sich antidemokratische Interessen und ihre demagogischen Verlautbarer immer mehr Gehör und Akzeptanz verschaffen. Und dass auf diesem Wege das wichtigste Prinzip der Demokratie zurückgedrängt wird: der Respekt vor der Andersartigkeit des anderen, der bewusste, auch selbstkritische Verzicht auf die Abwertung anderer Menschen, auf welche Kriterien auch immer sie sich beruft.«
Lesenswerte - Deutsche Geschichte aus 1. Hand.
khw
Barbara Brix: Clara und Walter Bacher
Hamburg – Theresienstadt – Auschwitz
Unterstützt von der Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, Hamburg, Schulverein Klosterschule e.V. Hamburg,
Freundeskreis KZ-Gedenkstätte Neuengamme e.V. Hamburg und Ehemalige der Klosterschule e.V. Hamburg
Dölling und Galitz Verlag GmbH München/Hamburg, Hamburg 2023
128 Seiten – 47 Fotos – 15,00 EUR
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