12.04.2023
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Inge Morath: HOMMAGE
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Die Fotojournalistin Inge Morath, geboren am 27. Mai 1923 in Graz/Österreich, am 30. Januar 2002 in New York City gestorben, war die erste Fotografin der legendären MAGNUM-Agentur, die noch immer von Männern dominiert wird. Die Tochter zweier Naturwissenschaftler zog mit ihren Eltern bedingt durch deren Berufstätigkeit zuerst nach Darmstadt, später nach Berlin. Bevor Inge Morath zum Studium der Romanistik und Sprachwissenschaften in dem NS-Staat zugelassen wurde, leistete sie den Auflagen der Nazis einen einjährigen sozialen Einsatz in einem Kindergarten in einem Berliner Arbeiterbezirk ab. Ihre erste Begegnung mit moderner Kunst hatte sie im Jahr 1937 über die von Nationalsozialisten organisierte Ausstellung «Entartete Kunst», die die öffentliche Meinung gegen moderne Kunst aufbringen sollte. Später schrieb sie zur Ausstellung: «Ich fand einige dieser Gemälde aufregend und verliebte mich in Franz Marcs Blaues Pferd. Nur negative Kommentare wurden gebilligt, und es begann eine lange Periode des Schweigens und Verschweigens.»
Morath konnte gerade noch ihr Staatsexamen ablegen, dann wurde sie in einem „kriegswichtigen Betrieb“ in Berlin-Tempelhof dienstverpflichtet. Nach einem Bombenangriff auf den Betrieb schloss sie sich einem Flüchtlingszug nach Österreich an. Nach dem Zweiten Weltkrieg war sie als Übersetzerin und Journalistin in Salzburg tätig. Der Chefredakteur von „Heute“, Warren Trabant, engagierte sie 1948 als Journalistin für das von der US-Information Agency in München herausgegeben Illustrierten. Sie hatte in Wien den Fotografen Ernst Haas kennengelernt. Beide arbeiteten für „Heute“, Morath schrieb Texte zu Haas Bildern. Das Paar wurde von Robert Capa nach Paris eingeladen, um für die neu gegründete Fotoagentur Magnum zu arbeiten. Zunächst als Redakteurin tätig, ist sie fasziniert mit der Arbeit des Gründungsmitglieds Henri Cartier-Bresson. Später sagte Inge Morath: «Ich glaube, ich habe beim Studium der Art, wie er photographierte, selbst photographieren gelernt, ohne je eine Kamera in die Hand genommen zu haben.»
Ihre Ehe mit dem britischen Journalisten Lionel Birch war kurz. Sie zog 1951 nach London und begann im selben Jahr auf einer Venedig-Reise zu photographieren. Morath: «Es war mir sofort klar, dass ich von nun an Photographin sein würde; ich photographierte weiter und war mir freudig bewusst, dass ich was zu sagen hatte, durch meine Augen Form geben konnte.» Sie machte die Photographie zum Beruf, wurde 1955 eingeladen, Vollmitglied bei Magnum Photos zu werden. Sie bereiste die Welt, ihre Photos wurden in „Holiday“, „Paris Match“ und der „Vogue“ veröffentlicht. Zusammen mit Robert Delpire veröffentlichte sie das erste Buch «Guerre à la Tristesse» mit Photos aus Spanien. Drei Jahre später das Buch «De la Perse à l´Iran». Sie arbeitet, wie die Magnum-Mitglieder, auch als Still-Photographin an den Filmsets. Nach Arbeiten an Filmen von John Houston arbeitet sie am Set von „The Misfits“ mit den Schauspielern Marilyn Monroe, Clark Gable und Montgomery Clift. Hier lernt sie den Drehbuchautor Arthur Miller kennen, heiraten nach Millers Scheidung von Monroe – am 17. Februar 1962.
Mit ihrem Mann unternahm sie neue Reisen, deren Ergebnis neue Bücher sind.
Auch entstehen Auftragsarbeiten für Agenturen, Zeitschriften und Verlage. Die gemeinsame Tochter Rebecca Miller, 1962 geboren, ist Malerin, Drehbuchautorin und Filmregisseurin. Der Sohn Daniel, wurde 1966 mit einem Down-Syndrom geboren, das hielt das Ehepaar geheim.
Auf 296 Seiten zeigt der Band einen Querschnitt aus dem fotografischen Œuvre von Inge Morath, das mit wenigen Ausnahmen, die in sw im Großformat präsentiert werden, darunter Alltagsfotos ebenso wie Photos von Filmsets und auch Künstler, André Malraux, Gabriel García Márquez und Pablo Neruda.
khw
INGE MORATH: HOMMAGE
VERLAG SCHIRMER / MOSEL 2022
Gleichnamige Ausstellung Kunstfoyer der
Versicherungskammer Kulturstiftung, München
bis zum 1. Mai 2023
296 Seiten – umfangreich illustriert – 58,00 EUR
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