Ihr Buch erzählt von vierundzwanzig Bewohnern des Hauses im Bayerischen Viertel in Berlin, die 1942 deportiert werden. Der Rechtsanwalt Siegfried Kurt Jacob kaufte das Haus in der Berchtesgadener Straße 37, wenige Jahre bevor die Nationalsozialisten die Macht in Deutschland übernahmen. Er vermietete die Wohnungen an Juden wie Nichtjuden. Das Judentum spielte in dem Viertel keine Rolle. Dies änderte sich mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933, auf einmal bekam Siegfried Jacob sein rassisches Merkmal, damit durfte er nicht mehr als Rechtsanwalt arbeiten.
Das Buch über die Bewohner des Hauses Berchtesgadener Straße 37 ist deutsche Geschichte, so wie hier geschah es überall in Deutschland. Nach 1945 gab es die Fortsetzung in den Prozessen zur Wiedergutmachung des Unrechts. Aber sollten diese nicht besser Entschädigungsverfahren genannt werden? In den Prozessen gab es für die Klagenden häufig keine Wiedergutmachung.
Am Ende des Bandes erfährt der Leser, was aus den Bewohnern des Hauses wurde, auch von der verwitweten Pianistin Martha Cohen, die dem Buch den Titel gab. Am 1. September 1942 wird sie nach Theresienstadt deportiert. Die Geschichte des Hauses ist ein empfehlenswertes Buch.
khw
Ingke Brodersen: Lebewohl, Martha
Die Geschichten der jüdischen Bewohner meines Hauses
Kanon Verlag, Berlin2023
288 Seiten – 26,00 EUR
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