31.10.2022
Beat Ringger: Pharma fürs Volk – Risiken und Nebenwirkungen der Pharmaindustrie

Der Autor Beat Ringger ist Schweizer, geboren 1955 in Bern, absolvierte nach seinem Abitur eine Ausbildung zum Volksschullehrer, unterrichtete drei Jahre an einer Oberstufe im Kanton Zürich. Es folgte seine Ausbildung zum Maschinemechaniker, arbeitete danach zwei Jahre in einer beschützten Werkstatt für Behinderte. Anschließend studierte Ringger zwei Jahre Elektronik am Technikum in Winterthur, danach als Systems Engineer bei der IBM Schweiz. Nach der IBM wird er Gewerkschaftssekretär für den Verband des Personals öffentlicher Dienste, der dem Schweizer Gewerkschaftsbund (SGB) angeschlossen ist. Heute ist Beat Ringger im Vorstand des Netzwerkes »Gutes Alter« und im Beirat der Zeitschrift „WIDERSPRUCH“, die mit ihren anspruchsvollen Themen ein intellektuelles Publikum bedient.

Beat Ringgers Buch „Pharma fürs Volk“ ist ein Kompendium zu allen Facetten der Pharmaindustrie weltweit. In der Einleitung schreibt er: »Sie halten ein Buch in Ihren Händen, das auf drei Arten gelesen werden kann. Als Sachbuch informiert es über Strukturen und Dynamiken der Pharmabranche, gibt Einblicke in die Geschichte der Pharmaindustrie und ihre Regulierung und zeichnet die aktuellen pharmazeutischen und technologischen Entwicklungen nach. Es schildert eine Arzneimittelkrise, die bedrohliche Ausmaße angenommen hat. Etwa in den Bereichen der Antibiotikaresistenzen, der mangelnden Versorgung breiter Bevölkerungsteile in ärmeren Ländern, der zunehmenden Lieferengpässe und -ausfalle sowie der immensen Preissteigerungen bei neuen Arzneimitteln, die auch in reichen Ländern eine Zweiklassenmedizin befördern.

Als ökonomische Studie untersucht das Buch die spezifischen Geschäftsmodelle in der Pharmabranche. Es zeichnet die Tendenz zur Finanzierung nach. Aus fertigungsorientierten Pharmakonzernen sind finanzorientierte Vertriebs- und Marketinggesellschaften geworden. Hierin liegt der Grund, warum trotz gesteigerter Gewinne, hoher Dividendenzahlungen und stark erweiterter Aktienrückkäufe die Arzneimittelkrise immer größere Ausmaße annimmt.

Schließlich ist das Buch eine gesellschaftspolitische Intervention, was ja bereits im Titel anklingt. Eine grundlegende Neustrukturierung der Pharmabranche ist unerlässlich, wenn wir die Arzneimittelkrise bewältigen wollen. Und das wird angesichts der Klimaerwärmung, der geopolitischen Konflikte, der Ernährungskrisen und der Gefahr neuer Pandemien immer wichtiger.«

Zwei Dutzend große Pharmakonzerne – voran Roche und Novartis aus der Schweiz – beherrschen und bestimmen weltweit den Markt wie die Preise für die Medikamente. Sie entscheiden auch darüber, welche Produkte zur Marktreife entwickelt werden, haben dabei stets die Gewinnerwartung im Auge.

Hilfreich sind für die Pharmafirmen stets immer die Patente, die eine überteuerte Preispolitik ermöglichen. Es sind die geringen Gewinnmargen, die dazu führten, dass trotz Zunahme von bakteriellen Krankheitserregern kaum nach neuen Antibiotika geforscht wird. Die letzte Pandemie hat gezeigt, dass in der Corona-Krise solidarische Lösungen für Entwicklungsländer von Biontech, Pfizer und Moderna torpediert wurden. Nun will Pfizer seinen Preis für den Corona-Impfstoff 2023 in den USA von 30 US-Dollar bis zu 130 Dollar erhöhen.

Heute sind neue Regeln für die Grundversorgung mit Medikamenten und einer Gesundheitspolitik gefordert. Die Preise für Medikamente, Vakzinen und medizinischen Geräten müssen auf Basis der ausgewiesenen Kosten festgelegt werden. Auch muss die öffentliche Hand Arzneimittel in Eigenregie entwickeln, produzieren und vertreiben. Dieses auch vor dem Hintergrund, dass Medikamente stets verfügbar sind und nicht in Asien produziert werden. Beat Ringger klärt mit seinem Buch auf, gibt Denkanstöße, dass Pharma fürs Volk anders heute gelöst werden kann. Lesenswert.
khw


Beat Ringger: Pharma fürs Volk
Risiken und Nebenwirkungen der Pharmaindustrie

Rotpunktverlag, Zürich 2022
231 Seiten – Klappbroschur - 25,00 EUR