20.11.2022
JULIUS FRANK: Eine jüdische Fotografenfamilie zwischen Deutschen und Amerika

Die Geschichte des Fotoateliers Frank reiht sich ein in das Schicksal jüdischer Familien, die nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten gemeinsam mit rechten Bündnispartnern gezwungen wurden, Deutschland zu verlassen. Über drei Generationen, seit 1872 betrieb die Familie Frank in Lilienthal ein Fotogeschäft. Zeitweilig auch in Worpswede und in der Stadt Bremen.

Die Wiederentdeckung der Fotografendynastie Julius Frank begann im Januar 2004 als sie dem Heimatverein Lilienthal übergeben wurde. Der Inhalt: Der schriftstellerische Nachlass des Lehrers und Heimatdichters Karl Lilienthal (1890 – 1956) und seine Tagebuchaufzeichnungen aus den Jahren 1935 und 1936. Genau hat Lilienthal die Repressionen der befreundete jüdischen Fotografenfamilie Frank notiert, die sie durch Behörden und der Lilienthaler Bevölkerung ausgesetzt waren. Angeregt durch die Tagebuchnotizen begannen die Mitglieder des Lilienthaler Heimatvereins Peter Richter und Harald Kühn sich mit der NS-Geschichte des Ortes und dem Schicksal der Familie Frank zu recherchieren.

Henry Frank (1879–1931) war ein über der Region bekannter, vielfach ausgezeichneter Berufsfotograf. Durch seine Fotos wurde die Künstlerkolonie Worpswede populär. Seine künstlerischen Fotos vom Teufelsmoor wurden im eigenen Verlag vertrieben. Sein Sohn Julius Frank (1907 – 1959) knüpfte an die Erfolge seines Vaters an. Die Veränderungen durch die Nationalsozialisten in Deutschland, systematische Ausgrenzung und Entrechtung zwangen Frank zum Verkauf des Fotogeschäftes mit Atelier am 18. Mai 1936 an den Bremer Bildberichterstatter Fritz Hahn. In dem Tagebuch von Karl Lilienthal steht am 28. Mai 1936: »Das Haus ist an einen Herrn Hahn verkauft, der dazu keinen Pfennig gezahlt hat. Das ganze Inventar bekommt er ohne was zu zahlen. Der arische Hahn nutzt die Juden aus, und der Jude ist der Lump ...«. Der vor dem Bremer Notar Mehldorn abgeschlossene Kaufvertrag sieht eine Kaufsumme von 20500 RM vor, davon 13000 RM für das Haus, 7500 RM für das Inventar.

Mit dem Einreisevisum für die USA, das Frank am 25. Februar 1936 erhielt, verließ er im Juni 1936 mit der SS »President Harding« Deutschland.

Julius Frank gelang es, in Detroit, wenig später in Los Angeles, an seinen Erfolgen in Deutschland, anzuknüpfen, gewann mehrfach für seine Aufnahmen Preise. Bis zu seinem frühen Tod 1959, war er über Jahre ein enger Mitarbeiter von Julius Shulman, einem der bedeutendsten amerikanischen Architekturfotografen, der für die US-Architekten, Lloyd, Gehry und Lautner arbeitete.
khw


JULIUS FRANK
Eine jüdische Fotografenfamilie zwischen Deutschland und Amerika

Publikation der gleichnamigen Ausstellung des Focke Museums Bremer Landesmuseum vom 9. November 2022 bis 26. Februar 2023 – Schwachhauser Heerstraße 240 – 28231 Bremen

Dölling und Galitz Verlag – München-Hamburg 2022
160 Seiten – 130 Abbildungen – 32,00 EUR