21.10.2022
WOLFGANG HERLES: FELSEN IN DER BRANDUNG
BRAUNFELS – HILDEBRAND – Die Geschichte einer deutschen Künstlerfamilie

Der Journalist Wolfgang Herles wurde am 8. Mai 1950 in Tuttlingen, Landkreis Passau geboren, wuchs in Lindau am Bodensee auf, legte 1971 am Bodensee-Gymnasium der Stadt sein Abitur ab. Bis 1973 besuchte er die Deutsche Journalistenschule in München. Ab dann arbeitete er als freier Hörfunkjournalist für den Bayerischen Rundfunk in München. Parallel dazu studierte Herles an der Universität Germanistik, Geschichtswissenschaft und Psychologie. Er promovierte 1982 über den Beziehungswandel zwischen „Mensch und Natur im Spiegel der deutschen Literatur seit 1945“, wurde 1982 zum Dr. phil. promoviert. Der katholisch-konservative Journalist Wolfgang Herles galt als CSU-nah, machte schnell Karriere. Ab 1980 arbeitete als Redakteur für Report München, Tagesschau und Tagesthemen. Dann wechselte er zum ZDF, war Leiter des Studios in Bonn, moderierte bis 1996 die ZDF-Talkshow „live“ dann bis 2015 als Redaktionsleiter und Moderator die ZDF-Kultursendung „aspekte“. Heute schreibt er regelmäßig Kolumnen für Online-Zeitung und Opernkritiken für die Wochenzeitung „Freitag “.

Facettenreich beschreibt Wolfgang Herles die Familie Braunfels-Hildebrand, die über fünf Generationen bedeutende Künstler hervorbrachten. Sie setzten mit ihrer Musik, Plastiken und Architektur Maßstäbe. Europäische Kunstgeschichte wird wieder lebendig. Es war eine schillernde Familie, die bedeutende Bildhauer, Musiker, Komponisten, Philosophen und Architekten hervorgebrachte. Dabei gab es hier auch nicht nur eitel Sonnenschein, auch Streit und Zerwürfnisse, Erfolg und Misserfolge.

Aber ohne Italien wäre die Großfamilie Braunfels-Hildebrand nicht möglich. Zu ihrem Zentrum war zum Ende des 19. Jahrhunderts ein ehemaliges Kloster bei Florenz. Auf ihre Arbeit wirkte anregend die italienische Renaissance, die beflügelnd auf ihre Arbeit wirkte.

Zum Ende schreibt Wolfgang Herles im Buch: »Die Gezeiten des Zeitgeists können diesem Felsen nichts anhaben. Er erhebt sich auf dem Fundament jener europäischen Kultur, der sich die Hildebrands und Braunfels’ stets verpflichtet fühlen. Sie waren nie nur in Deutschland, nie nur in München oder Berlin zu Hause. Immer stoßen sich ihre Widersacher auch an deren geistiger Unabhängigkeit. Die Geschichte dieser Familie ist nicht nur eine klassische Aufstiegs- und Erfolgsgeschichte, sondern vor allem auch die Geschichte einer Haltung.

Sie ist es, die mich letztlich dazu gereizt hat, die Geschichte dieser beiden Familien zu erzählen. Dazu war es notwendig, die Porträtierten überhaupt erst einmal als eine familiäre Einheit zu begreifen. Das hat bisher niemand getan. Es gibt nur Monographien und Studien über einzelne Hildebrands und Braunfels’. Es wurde in wissenschaftlichen Arbeiten durchaus registriert, wie eng die Verbindung und die künstlerische Prägung – vor allem von Walter Braunfels durch Adolf von Hildebrand, dessen Tochter Bertel und deren Bruder Dietrich – gewesen ist. Dass aber alle auf unterschiedliche Weise gegen den Mainstream, den Zeitgeist und die Obrigkeit rebellierten, war eine für mich zunächst verblüffende Erkenntnis. Zuerst fand ich also das Narrativ, den Trotz und die Schönheit, ehe ich mich ausführlicher mit den Details der Geschichte und der einzelnen Personen beschäftigte.«

Eine faszinierende Familiengeschichte, auch deutsche wie europäische Kulturgeschichte, die Wolfgang Herles dem Leser vermittelt. Lesenswert.
khw


WOLFGANG HERLES: FELSEN IN DER BRANDUNG
BRAUNFELS-HILDEBRAND
Die Geschichte einer deutschen Künstlerfamilie

Benevento Verlag bei Benevento Publishing München – Salzburg, 2022
326 Seiten – illustriert – 35,00 EUR