13.09.2022
Michael Batz: Das Haus des Paul Levy – Rothenbaumchaussee No. 26

Das Haus in der Hamburger Rothenbaumchaussee 26, einmal nahe dem jüdischen Quartier der Stadt, heute unweit des Universitätsviertels, hat eine bewegende Geschichte, die durch eine zwölfjährige Nationalsozialistische Herrschaft unterbrochen wird. Der Autor Michael Batz nennt das fünfstöckige Gebäude in seinem Vorwort eine: „als steingewordene Metapher für das »Zwölfjährige Reich«“. Das Deutsche Reich der Nazis wurde befreit vom Faschismus von den Armeen USA, England, Frankreich und der Sowjetunion, dass die Hauptlast bei der Befreiung Deutschlands vom Faschismus trägt.

Die Architekten des Hauses sind zwei Juden, die Gebrüder Hans und Oskar Gerson. Sie bauten in der Hamburger City weltbekannte Kontorhäuser, bleiben im Stadtteil Harvestehude - heute Teil des Bezirks Eimsbüttel - wie auch mit Baustein Klinker treu. Mit ihrem Bau an der Rotenbaumchaussee zog gegenüber dem 1911 fertiggestelltem CURIO-HAUS in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts ein Treffpunkt für Künstler und Intellektuelle ein Wohnhaus dazu. Hier fand vom 18. März bis zum 3. Mai 1946 der der Hauptprozess gegen die SS-Täter des Konzentrationslager Hamburg-Neuengamme statt. Von den 14 Angeklagten werden 11 zum Tode verurteilt, die am 8.Oktober 46 im Zuchthaus Hameln vollstreckt werden.

Die Idee zum Bau des Wohnhauses hatte der Jurist Dr. Rudolf Magnus, bis zu seiner Flucht nach Palästina war er Geschäftsführer der Rothenbaum GmbH. Nicht nur die Architektur des Wohnhauses war neu auch die Genossenschaft.

Kreditgeber ist das jüdische Bankhaus M.M. Warburg, das jetzt bekannt ist durch den Cum-Ex-Skandal. Von hier sollen Gelder für den Wahlkampf der SPD geflossen sein. Auch das Bankhaus kauft 3 Wohnungen für die Prokuristen der Bank. Die »Wohnhaus Rothenbaum GmbH« kam ohne eine staatliche Mitfinanzierung aus. Als einer der ersten der im dritten Stock im April 1922 einzog ist der Privatbankier Paul Levy. In das Haus zogen vornehmlich wohlhabende Juden, Ärzte, Anwälte, Bankiers ein. Auch die Witwe des Sohnes des Heinrich-Heine-Verlegers Julius Campe.

Mit Übernahme der Macht durch Hitler und seine NSDAP im Januar 1933 beginnt kurze Zeit später die Flucht der Juden – wenn sie können aus Deutschland. Auch aus Eigentümer der Wohnungen der Rothenbaumchaussee 26 sind dabei. Der Autor Michael Batz, heute besser bekannt als Lichtkünstler, hat die Wege das wohin der Flüchtlinge in Europa, Nord- und Südamerika bis nach Shanghai recherchiert, auch die ermordet wurden. ,So ist das Haus Rothenbaumchausse 26 ein Spiegel deutscher und Hamburger Geschichte das an einem einzigen Gebäude.

Das Haus der Gebrüder Gerson hat überlebt, seine Geschichte ist eine traurige. Was hier einmal war, daran erinnern heute in diesem Quartier von Harvestehude die zahlreichen Stolpersteine, auch an der Hausnummer 26.

Empfehlenswert.
khw


Micheal Batz: Das Haus des Paul Levy
Rothenbaumchaussee No. 26

Dölling und Galitz Verlag, GmbH München, Hamburg 2021
560 Seiten - 32,00 EUR