15.06.2022
THOMAS KAUFMANN: DIE DRUCKMACHER
Wie die Generation Luther die erste Medienrevolution entfesselte

Der Göttinger Kirchenhistoriker Thomas Kaufmann beschreibt in seinem Buch, dass die Erfindung von Johannes Gutenberg die technischen Voraussetzungen für die Medienrevolution in Europa schaffte. Der Autor wurde am 29. März 1962 in Cuxhaven geboren, studierte nach seinem Abitur von 1981 bis 1987 in Münster, Tübingen und Göttingen evangelische Theologie. Sein erstes theologisches Examen legte er 1987 in Hannover ab, war von 1988 bis 1989 Repetent der Landeskirche an der Evangelischen-Theologischen Fakultät. Hier wurde er 1990 promoviert mit der Arbeit »Die Abendmahlstheologie der Straßburger Reformatoren bis 1528«. Kaufmann ist ordentliches Mitglied »Akademie der Wissenschaft in Götttingen« und lehrt an der Universität der Stadt als Professor Kirchengeschichte.

Die Erfindung der beweglichen Buchstaben von Johannes Gutenbergs um 1450 bewirkten, dass Ideen und Wissen in hoher Auflage kostengünstig verbreitet werden konnte. Bis dato wurden Kopien von Schriftstücke wie Büchern nur handschriftlich in einzelne Exemplare vervielfältigt werden. Das war zeitaufwendig und nicht gerade preiswert. Auch für die Vervielfältigung entwickelte Erfinder Gutenberg entsprechende Druckpressen. So hatte die städtische Mittelschicht zum ersten Mal die Möglichkeit, Druckschriften und Bücher zu erschwinglichen Preisen zu kaufen.

Mit Johannes Gutenbergs Erfindung begann die erste Medienrevolution. Autor Thomas Kaufmann schreibt: »Im Kern bestand Gutenbergs Idee darin, Texte von ihren kleinsten Bestandteilen – den sechsundzwanzig Buchstaben des lateinischen Alphabets – her zu verstehen und daraus ihre serielle Reproduktion zu entwickeln.« Das war seine geniale Idee. Ein Hauptaugenmerk legt der Theologe Kaufmann auf Martin Luthers Reformation. Sehr früh hatte der Reformator begriffen, dass Gutenbergs Erfindung die große Chance für seine Reformation ist. Mit der Druckkunst konnte Luthers Kritik an die Kirche in Rom, besonders an der Ablasspraxis schnell massenwirksam verbreitet werden, dass auch ohne der Kontrolle Roms veröffentlicht. Auch hatte die Kirche keine Kontrolle mehr über was veröffentlicht wird. So konnte die katholische Kirche einfach überrollt werden. Allein im Jahr 1520 veröffentlichte Reformator Luthers gut tausend Druckseiten.

So veränderte der Buchdruck in Europa das bestehende religiöse Leben. Es wurden immer mehr Bibeln, Katechismen, Gesang- und Gebetsbücher preiswert gedruckt, die auch in den privaten Besitz kamen. So begann die erste Medienrevolution. Später kamen zu den kirchlichen Drucken auch Zeitungen hinzu, wie die 1780 in der Schweiz gegründeten »Neue Zürcher Zeitung«, die heute noch immer erscheint.

Im Laufe der Zeit hat sich auch die Drucktechnologie verändert. Kein Bleisatz mehr, gedruckt wird von elektronischen Vorlagen, dass das Drucken preiswerter macht. Diese gegenwärtige Medienrevolution wird befördert vom Bild und Text, das zeitlich sehr viel komprimierter abläuft als vor rund 500 Jahren bei Johann Guttenbergs Erfindung. Lesenswert.
khw


THOMAS KAUFMANN: DIE DRUCKMACHER
Wie die Generation Luther die erste Medienrevolution entfesselte
Verlag C.H. Beck, München 2022
350 Seiten – 61 Abbildungen u. 1 Karte – 28,00 EUR