21.05.2022
ARTUR BECKER: LINKS – ENDE UND ANFANG EINER UTOPIE

Der Autor wurde am 7. Mai 1968 als Artur Bekier – heute Becker – als Sohn polnisch-deutscher Eltern in Bartoszyc im ehemaligen Ostpreußen, heute Polen geboren. Nach seiner Aussiedlung in die Bundesrepublik 1985 holte Artur Becker 1989 in Verden das deutsche Abitur nach. Seitdem schreibt er ausschließlich nur noch in Deutsch. An der Universität Bremen studierte Becker die Kulturgeschichte Osteuropas sowie deutsche Literatur und Sprachwissenschaft. Seit 1990 veröffentlicht er in der Bremer Literaturzeitschrift »Stint«, war in den Jahren 2001 und 2004 Teilnehmer des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs in Klagenfurt. Der Autor ist Lyriker, Essayist, Romancier, Publizist und Übersetzer, schreibt für die Frankfurter Rundschau, Neue Zürcher Zeitung und die Rzeczpospolita. Sein Schreibstil wird oft mit dem von Ernest Hemingway verglichen, er selbst nennt als seine Vorbilder John Steinbeck und Isaac B. Singer. Sein erster Roman »Der Dadajsee« erschien 1998. Bis heute hat er mehr als 20 Bücher veröffentlicht, wurde ausgezeichnet mit Chamisso-Preis, dem Dialog-Preis und der Dresdner Chamisso-Poetik-Dozentur. Das Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland Artur Becker ist seit 1. Juli 2022 Artist-Residency-Gast im Hotel Lindley Lindenberg in Frankfurt/Main.

In seinem Essay »LINKS« hinterfragt Artur Becker den Begriff. Im Vorwort stellt er fest: »Ein Buch mit dem so einfach anmutenden Titel Links zu schreiben, hat selbst nicht wenig von einem utopischen Vorhaben. Der Begriff ›links‹ gehört schließlich nicht nur zu den am stärksten umkämpften, sondern vor allem zu den unschärfsten Begriffen unserer Gegenwart. ›Links‹, das kann heute gleich alles oder auch nichts bedeuten. Die einen kaprizieren den Begriff auch auf eine parteipolitische Linie und verbinden ›links‹ mit der Partei Die Linke, jener Partei die bei der letzten Bundestagswahl knapp an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterte und nicht erst seitdem auf der Suche nach ihrer Identität ist.«

Gescheitert ist »Die Linke« erneut auch bei ersten Landtagswahlen 2022 im Saarland, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen. Somit erscheint der Essay im richtigen Augenblick, um Antworten zu liefern über das wie weiter.

Der Autor kennt selbst den Realsozialismus aus der Volksrepublik Polen, in der er 17 Jahre einmal lebte. Becker schreibt: »Polen ist natürlich ein spezifisches Land, der Sozialismus beziehungsweise Kommunismus konnte in meiner Heimat nach Abrechnung mit dem Stalinismus nie so erfolgreich gedeihen wie in der DDR. In Polen hatte ich vielmehr den Eindruck, ich würde in einem Staat mit zwei Staatsreligionen oder -ideologien leben: der marxistischen Doktrin auf der einen Seite und der katholischen auf der anderen.«

Heute müsste der Aufruf lauten: »Utopisten aller Länder! Vereinigt euch!« - auch wenn das zu pathetisch klingt. Lesenswert – der Band regt aber an, über den Begriff LINKS nachzudenken.
khw


ARTUR BECKER: LINKS
ENDE UND ANFANG EINER UTOPIE

Westend Verlag, Frankfurt/Main 2022
143 Seiten – 16,00 EUR