15.03.2022
Marta Haberland: THERESES TÖCHTER – Die Augustinerbräu-Gründerdynastie Wagner

Im Frühsommer des Jahres 1844 ereignet sich in München einiges. Die Isarstadt hat eine Reihe blutiger Krawalle um die Erhöhung des Bierpreises überstanden. In diesen Tagen stirbt Anton Wagner. Der Mann ist Gastwirt und Eigner der Augustiner-Brauerei. Ein viel zu früher Tod in einer krisengeschüttelten Zeit. Er hinterlässt seiner Frau Therese und ihren 5 Kindern die Verantwortung für die Augustiner Brauerei. Die Brauerkollegen erwarten den Rückzug der Witwe aus dem Biergeschäft und Verkauf der Brauerei. Das passiert nicht, Frau Therese hat anderes im Sinn und behält die Brauerei. Mit ihrem Mut, Geschick und Tatkraft und bietet die Bräuin der von Männern dominierten Brauzunft die Stirn. Sie ist die erste, die wie alle ihr nachfolgenden Frauen das Schicksal der Brauerei prägen. Doch keiner kennt die Geschichte der über mehrere Generationen von Frauen geführte Geschichte der Brauerei. Der Roman erzählt die Geschichte der Augustiner-Brauerei, aus über 150 Jahren bayerischer und Münchener Geschichte.

Im Vorwort des Buches schreibt die Erste Vorständin Edith-Haberland-Wagner-Stiftung Catherine Demeter: »Es war am Tag des Papstattentates, am 13. Mai 1981, als eine alte Dame bei uns zu Haus in Wien anrief, um mir mitzuteilen, dass der „alte“ Wagner, der Alleineigentümer der Augustiner-Brauerei, gestorben sei. Da er kinderlos war, seien wir nun seine Erben, meinte sie. An diesem Tag beschäftigte weit mehr, ob der arme Papst überleben würde und ob ich wohl die Mathematik-Matura vom Vormittag auch gut geschafft hätte, denn ich wollte keinesfalls meinen bereits durchgeplanten ersten Sommer in Freiheit gefährden. Dazu kam, dass die Anruferin aus München in unserer Familie als Erbschleicherin verschrieen war. Ich maß ihrer Aussage entsprechend keinerlei weitere Bedeutung bei, witterte vielmehr einen ihrer merkwürdigen Winkelzüge.

Kurz darauf rief bereits der erste Journalist an, der mich 17-Jährige interviewen und zu Aussagen zu „Howard Hughes aus München“, wie er ihn nannte, bewegen wollte. Geistesgegenwärtig erklärte ich ihm, ich sei die Haushälterin und wüsste leider gar nichts über diesen Herrn. Rudolf war ein Cousin meiner über alles geliebten Großmutter gewesen. Sie war die Einzige unserer weitverzweigten Familie, mit der mein Großonkel noch Kontakt gehalten hatte, doch die Verbindungen zu diesem Teil der Familie war mit ihrem viel zu frühen Tod abgerissen. Meine Mutter hatte manchmal im Scherz gemeint, wenn der „reiche Onkel aus München“ mal das Zeitliche segnen würde, dann könnten wir uns vielleicht ein größeres Segelboot leisten.«

So wird die 150 Jahre Familiengeschichte der Gründungsdynastie der Wagner eingeleitet. Auf 568 Seiten wird die Geschichte mit historischen Fotos der Familie und der Brauerei dem Leser aufbereitet. Eine lesenswerte Familiengeschichte, in der mehr von den taffen Frauen als die Männer berichtet wird.
khw


Marta Haberland – THERESES TÖCHTER
Die Augstinerbräu – Gründungsdynastie Wagner

Volk Verlag, München 2022
568 Seiten – reichnillustriet – 24,00 EUR