15.03.2022
Bernt Engelmann: WIE WIR DIE NAZIZEIT ERLEBTEN

Bernt Engelmann war Journalist und Schriftsteller, ist ein Urenkel des Verlegers Leopold Ullstein. Am 20. Januar 1921 in Berlin geboren, zog die Familie 1932 nach Düsseldorf um, wo Bernt 1938 an der Lessing-Oberschule das Abitur machte. Unmittelbar nach seinem Schulende musste er zum Reichsarbeitsdienst wurde anschließend sofort zur Luftwaffe eingezogen. Wohl auf Grund bei der Luftwaffe erhaltenen Verletzungen schied er aus der Wehrmacht aus, begann 1942 zu studieren. Als Übersetzer und Redakteur verdiente er seinen Unterhalt. Gegen Ende der NS-Diktatur schloss er sich einer Widerstandsgruppe an. Die Gestapo verhaftete Engelmann 1944 zweimal wegen „Judenbegünstigung“ verhaftet und in den Konzentrationslagern Flossenbrüg, Hersbruck und Dachau inhaftiert.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs begann Engelmann ein Journalistikstudium und schrieb für Gewerkschaftszeitungen. Danach war er Reporter und Redakteur zunächst beim Magazin DER SPIEGEL, später beim NDR bei PANORMA. Ab 1962 ist er Publizist, veröffentlicht bis zu seinem Tod 1994 jährlich ein bis zwei Sachbücher. Fünf Jahre, von 1977 bis 1983 ist er Vorsitzender des Verbandes deutscher Schriftsteller (VS) in der IG Druck und Papier. In diesem setzt er sich für die soziale Absicherung ein, damit auch für die Künstlersozialversicherung. Als Publizist war er Mitglied der SPD und der IG Metall, gehörte von 1972 bis 1984 Präsidiumsmitglied des PEN-Zentrum der BRD. Im Jahr 1984 wurde mit dem Heinrich-Heine-Preis des Ministeriums für Kultur der DDR ausgezeichnet.

In seinen Vorbemerkungen schreibt Bernt Engelmann: „Dieser Schilderung des Lebens in Deutschland während der Nazi-Herrschaft, deren erster Band, Im Gleichschritt marsch!, die Jahre 1932 bis 1939 beschreibt, liegen – neben meinen eigenen Erinnerungen – die Berichte von vielen Personen zugrunde. Ihre Aussagen sind größtenteils wörtlich, anhang von Tonbandaufzeichnungen, in den Text aufgenommen worden.

Dabei wurden – wie es meinen Interviewpartnern von mir zugesichert worden war – die meisten Namen, Orts- und sonstige Angaben, die auf die wahre Identität der betreffenden Personen schließen lassen könnten, abgeändert. An dem Wahrheitsgehalt ändert sich dadurch nichts.“

Jüngere Leser kommen mit diesem Band das erste Mal mit der Nazizeit in Kontakt.
khw


Bernt Engelmann: WIE WIR DIE NAZIZEIT ERLEBTEN

Verlag Steidl Pocket, Göttingen 2021
563 Seiten – Broschur – 19,80