22.03.2022
Andreas Bernard: Wir gingen raus und spielten Fußball

Der Band »Wir gingen raus und spielten Fußball« ist ein Buch über eine Kindheit in München in den siebziger und achtziger Jahren. Auch ich kenne das, nur wesentlich früher, das war Ende der 40er Jahre. Da gab es überall in der Stadt Plätze, wo wir spielten konnten. Das waren in diesen Jahren unsere Boltzplätze. Von den Trümmerflächen holten wir uns die Steine, die das Tor markierten. Heute im 21. Jahrhundert ist ein Fußball wie es Andreas Bernhard schreibt nicht mehr möglich.

Der Autor Andreas Bernhard, 1969 in München geboren ist ein Kulturwissenschaftler, Journalist und Publizist. An der Leuphana Universität in Lüneburg hat er eine Professur am „Center for Digital Cultures“ und veröffentlicht in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der Süddeutschen Zeitung und Die Zeit. An er Bauhaus-Universität wurde er 2005 über die Geschichte des Fahrstuhls promoviert. 2014 schrieb Bernard ein Standwerk über die neuen Reproduktionstechnologien, Samenspender, Leihmütter, künstliche Befruchtung und den damit verbundenen gesellschaftlichen Wandel im In- und Ausland durch diese neuen Formen der Elternschaft.

Über seine Kindheit schreibt er: »An die Kindheit denken heißt an den Fußball denken, nicht nur an die Anfänge des eigenen Spielens (die Schüsse auf die gewellten Garagentore im Hinterhof der alten Wohnung, bei denen der Ball in unberechenbarem Winkel zurücksprang), sondern vor allem auch an die frühesten Fernsehbilder, die im Gedächtnis geblieben sind. »Was war deine erste WM?« lautet eine häufige Frage in Gesprächen über den Fußball. Diese Szenen markieren eine Grenze zwischen unbewusstem und bewusstem Leben, die einem angehört wie das eigene Geburtsjahr.

In meiner Erinnerung liegt diese Grenze genau zwischen den Weltmeisterschaften von 1974 und 1978. Von dem umjubelten Ereignis von Deutschland fehlt jede Spur; das Turnier 1978 in Argentinien dann, bei dem ebenfalls die gastgebende Mannschaft gewann, ist mir bereits deutlich und in vielen Bildern vor Augen.«

Ich selbst sah nur einmal,1952 Oberligaspiel des Hamburger Sportverein (HSV). Dazu kletterte ich über den mit Stacheldraht umwickelten Zaun des HSV, als er noch sein Stadion an der Rothenbaumschaussee hatte. Das Stadion wurde verkauft, hier stehen seitdem Eigentumswohnungen und ein TV-Studio. Der ehemalige Bundesligist, heute in der 2 Liga, spiel im Volksparkstadtion. Soweit meine Fußballerinnerungen. Mein Vater ging Sonntagsmorgens zum Fußball stets zu Kreis- und Bezirksligaspielen denn hier würde noch ehrlicher Fußball gespielt.

Der Band führt den Leser in seine Kindheit zurück.
khw


Andreas Bernard: Wir gingen raus und spielten Fußball

Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2022
156 Seiten – 20,00 EUR