22.03.2022
Rainer Stamm / Gloria Köpnick: KARL ERNST UND GERTRUD OSTHAUS
Die Gründer des FOLKWANG-MUSEUMS und ihre Welt

Das FOLKWANG-MUSEUM in Essen hat eine lange Tradition und gehört zu den wichtigsten Musen für moderne Kunst in der Bundesrepublik Deutschland. Gegründet wurde es in Hagen und 1902 eröffnet. Über die Gründer des Museums, Karl Ernst und Gertud Osthaus,haben Rainer Stamm und Gloria Köpenick ein Buch geschrieben. Rainer Stamm, am 16. März 1967 in Hagen geboren, ist Kunsthistoriker, Literaturwissenschaftler und Direktor des Landesmuseum sfür Kunst und Kulturgeschichte in Oldenburg. Er promovierte über „Der Folkwang-Verlag. Auf dem Weg zu einem imaginären Museum. Von 2000 bis April 2010 leitete er das Ludwig Roselius Museum, heute bestehend aus der Kunstsammlung Böttgerstraße, das Paula Modersohn-Becker-Museum und das Roselius Haus. Gloria Köpnick, 1988 in Elmshorn geboren, ist Kunsthistorikerin, studierte an der Freien Universität in Berlin, war bevor sie die Lyonel-Feininger-Galerie 2020 in Quedlinburg übernahm Mitarbeiterin von Rainer Stamm in Oldenburg.

Im Prolog schreiben die Autoren: »Als der Weltmann, Schöngeist und Kunstsammler Harry Graf Kessler im Dezember 1911 die Stadt Hagen besuchte, war er erschüttert von den Kontrasten, die sich ihm boten: Hier, in der »öden schmutzigen, verrußten, das Gemüt bedrückenden Fabrikstadt« , fand er ein Museum, das die erlesensten Schätze der modernen Kunst präsentierte: Werke von Renoir, Rodin, van Gogh, Signac, Gauguin, Hodler, Matisse, Kokoschka, Nolde und Marc.

Oberhalb der Innenstadt mit den rauchenden Schornsteinen, die mit Essen, Düsseldorf und Köln allmählich zu einer »Fünfmillionenstadt« verschmelzen würde, wie ihm der Hagener Industriellensohn Karl Ernst Osthaus prophezeite, sollte eine Gartenstadt entstehen, wo die Menschen »nackt reiten, turnen, im Wald liegen und sich vergnügen können«. »Das Phantastische wird Ereignis« notierte Harry Graf Kessler staunend und irritiert.

Eine beispiellose und europaweit einzigartige Sammlung moderner Kunst und die Vision eines Monte Verità am Rande einer Industriemetropole – wie hängt all das miteinander zusammen? – Die rauchenden Schlote und die Vision einer Gegenwelt aus Kunst und alternativen Lebenswelten bedingten sich gegenseitig. Es ist eine Geschichte voller Gegensätze und eine Suche nach Schönheit, die als Motor der Vision wirkte und für das Ehepaar Osthaus zum Lebenselixier wurde.«

Auch zur Gründung eines Museums gehört Geld. Das hatte der 24-jährige Bankierssohn Karl Ernst Osthaus. Er erbte von seinen Großeltern viel Geld, hatte 1898 die Idee eines eigenen Kunstmuseums in der westfälischen Industriestadt Hagen. Hier sollte auch seine private Sammlung aus naturwissenschaftlicher und bildender Kunst der Öffentlichkeit zugänglich werden.
Im Jahre 1902 wurde das wegweisende Museum für moderne Kunst eröffnet. In ihrer Ausstellung wurden Werke von Paul Cézanne, Paul Gauguin, Henri Matisse und Vincent van Gogh gezeigt. Nach dem Tod des Gründers 2021wurde die Sammlung 1922 vom Folkwang-Museumsverein übernommen und mit dem Städtischen Kunstmuseum zum Museum Folkwang vereinigt. Von den Nazis wurde Deutschland zum »Dritten Reich« ernannt war, es NS- Zielscheibe, mehr als 1.400 Werke wurde mit dem Stigma „Entartet“ beschlagnahmt und in alle Welt verkauft.

Zur Kulturhauptstadt RUHR.2010 gab es einen spektakulären Neubau des Architekten David Chipperfield. Das Museum beeindruckt heute durch die gelungene Verschmelzung des alten und neuen Traktes. Mit 1400 Quadratmetern hat das Museum deutschlandweit die größte Ausstellungshalle ihrer Art. Und der Eintritt in die ständige Sammlung ist frei.
Das alles vermittelt der Band dem Leser.
khw


Rainer Stamm / Gloria Köpnick:
KARL ERNST UND GERTRUD OSTHAUS
Die Gründer des FOLKWANG-MUSEUMS und ihre Welt
Die vorliegende Publikation wurde ermöglich durch die Alfred Krupp und Hallbach-Stiftung

Verlag C.H. Beck, München 2022
368 Seiten – illustriert – 29,95 EUR