22.11.2021
Wassili Grossman: STALINGRAD

Der Autor Grossman wurde als Josif Solomonowitch Grossman in eine aufgeklärte jüdische Familie in Berditschew, gehört heute zur Ukraine, geboren. Er bekam keine traditionelle jüdische Erziehung, beherrschte daher auch nur wenige Worte Jiddisch. Sein russisches Kindermädchen wandelte seinen Vornamen in das russische Wassja, aus der die Verkleinerungsform Wassili wurde, dass die Familie akzeptierte. Während seines Ingenieurstudiums in Moskau begann er zu schreiben. Aufmerksam wurde auf Grossman Maxim Gorki, der ihn ermunterte, weiter zu schreiben. Mitte der 1930 Jahre gab er seinen Beruf als Ingenieur auf und widmete sich ganz dem Schreiben. Ab 1937 ist er Mitglied des Schriftstellerverbandes der UdSSR. Nach dem Überfall der Deutschen auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941, das als »Unternehmen Barbarossa« beginnt, meldet sich Grossman trotz seiner Freistellung als Soldat freiwillig zur Front. Er wird Kriegsreporter für die Zeitung der Roten Armee der »Krasnaja Swesdka« Roter Stern, berichtet in seinen Reportagen um die Schlacht von Moskau und Stalingrad, die Rückeroberung von Weißrussland bis zur Schlacht um Berlin.

Nun liegt sein großer Roman, das monumentale Buch »Stalingrad«, in deutsch und in neuer Übersetzung vor. Der Autor Wassili Grossman hat in den 50er Jahren ein Epos über den Zweiten Weltkrieg geschrieben, in dessen Mittelpunkt das Geschehen in Stalingrad steht. Der Sieg der Roten Armee über die deutschen Aggressoren läutet die Niederlage Hitler Deutschlands ein. Ausführlich erzählt der Autor von den Ereignissen der Schlacht um Stalingrad, springt dabei in zahlreichen Szenen hin und her zwischen dem Alltag in Moskau und Stalingrad, auch zwischen Stalin im Kreml und Hitler in der Wolfschanze. Ein mit viel Pathos und aus eigner Anschauung schrieb Grossman ein über tausendseitiges Epos über den sowjetischen Sieg in Stalingrad. Auch ist es eine Chronik vom Leben und Sterben an der Front in Stalingrad an der Wolga. Es ist die Schlacht von Oktober 1942 bis zum 2. Februar 1943, wo die letzten deutschen Truppen kapitulieren. Bereits während des Vormarsches der Roten Armee nach Westen zur Befreiung beginnt Grossman mit der Arbeit an seinem Stalingrad Roman.

Als sowjetischer Kriegsreporter der »Krasnaja Swesdka« hat Grossman in dem umkämpften Stalingrad mit einfachen Soldaten und Generälen, Scharfschützen und Sanitätern gesprochen.

Davon profitiert sein Roman. In der Sowjetunion erschien 1952 Grossmans »Stalingrad« - ein Jahr vor Stalins Tod - unter dem Titel »Für eine gerechte Sache« als Fortsetzung in der Zeitschrift »Novyi mir«. Bereits davor waren mehrere Romanfassungen nach Vorstellungen der Redakteure und Zensoren gerändert worden. Auch spätere Auflagen wurden in Zeichen von Chruschtschows »Tauwetterpolitik« umgearbeitet. Im Karl Dietz-Verlag Berlin/DDR erschien 1958 eine Fassung von Stalingrad unter dem Titel »Wende an der Wolga«. Weitere Ausgaben erschien in der Sowjetunion in den Jahren 1954, 1955, 1956, 1959 und 1964. Der Übersetzung der neuen Claassen Ausgabe liegt die englische Ausgabe von Robert Chandler und Yury Bit-Yunan zu Grunde, die von Andreas Weihe aus russischen Quellen rekonstruiert ist.

Wassili Grossmans Roman »STALINGRAD« ist ein lesenswertes Dokument.
khw


Wassili Grossman: STALINGRAD
Aus dem Russischen von Christine Körner, Maria Rajer
und Andreas Weihe; der Anhang aus dem Englischen übersetzt
von Anselm Bühling
Mit einem Vorwort von Jochen Hellbeck und einem editorischen
Nachwort von Robert Chandler

Claasen Verlag im Ullstein Buchverlage, 2021 Berlin
1275 Seiten – Karten von Stalingrad – 35,00 EUR