16.08.2021
Birgit Aschmann: Beziehungskrisen – Eine Emotionsgeschichte des katalanischen Separatismus

Die Autorin wurde am 8. Januar 1967 in Hamburg geboren, begann 1986 an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel das Medizinstudium wechselte 1989 zur Fächerkombination Geschichte, Deutsch und Spanisch. Sie promovierte mit einer Arbeit zum Thema »Die Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Spanien 1945 - 1963«.

Betreut wurde B. Aschmann vom Historiker Micheal Salewski der 1958 als freiwillig als Matrose zu Bundesmarine ging, als Marineoffizier ausgebildet wurde mit dem Dienstgrad Fregattenkapitän der Reserve die Bundesmarine verließ. Bekannt wurde Michael Salewski durch seine Bücher zur Reichsmarine in der NS-Zeit, von den Admiralen Erich Raeder bis Karl Dönitz, Nachfolger von Hitler, der trotz der Bedingungslosen Kapitulation v. 8. Mai 1945 noch bis zum 23. Mai 1945 von Flensburg-Mürwik aus mit SS-Ministern regierte. Erst die Sowjetunion setze diesem Spuk ein Ende. In Nürnberg im Kriegsverbrecherprozess nicht zum Tode verteilt obwohl er diese verdient hätte, saß seine Strafe 10 Jahre in Kriegsverbrechergefängnis in Berlin-Spandau ab.

Im Vorwort schreibt B. Aschmann: »Am Abend des 3. Oktober 2017 wandte sich der spanische König Felipe VI. in einer vom Fernsehen übertragene Ansprache an alle Spanier. Das war als solche schon ungewöhnlich, schließlich ist es in der konstitutionellen spanischen Monarchie nicht vorgesehen, dass sich der König in das politische Tagesgeschäft einschaltet. Ansprachen an die Bevölkerung, von den Botschaften zum Weihnachfest abgesehen, hatte es in der spanischen Demokratie seit 1975 nur in schweren Krisenzeiten gegeben - etwa nach den islamistischen Anschlägen auf die Madrider Vorortzüge im März 2004, denen über 90 Menschen zum Opfer gefallen waren. Im Gedächtnis der Nation war vor allem der Fernsehauftritt von König Juan Carlos am 23. Februar 1981 geblieben. Mit dieser Ansprache, die den Putschversuch von Oberst Tejero entschieden verurteilte, hatte Juan Carlos seinerzeit erheblich dazu beigetragen, die spanische Demokratie zu retten.«

Nur stimmt das so? Der Diktator Francisco Franco - starb am 20. November 1975 – hatte Juan Carlos als seinen Nachfolger vorgesehen, damit auch wieder die Einführung der Monarchie. Am 22. November 1975 wurde Juan Carlos I. zum König von Spanien proklamiert. Eine Abstimmung, ob wieder Monarchie in Spanien fand nicht statt. Die Rede von Juan Carlos I. zum Putsch rechter Kräfte in Spanien, die das Parlament in Madrid am 23. Februar 1981 um 18 Uhr 23 unter der Leitung von Oberst der Guardia Civil Antonio Tejer besetzten, kam erst am 24. Februar um 1 Uhr 14. Heute wird bereits im Lande die Frage gestellt – warum kam die königliche TV-Ansprache erst Stunden später.

Anlass der Ansprache von König Felipe VI. am 3. Oktober 2017 war das Referendum der katalonischen Regionalregierung vom 1. Oktober 1917, das trotz Verbot des spanischen Verfassungsgerichts durchgeführt wurde. Die Zentralregierung, geführt von Ministerpräsident Mariano Rajoy von der Partido Popular, setzte zur Durchführung des Verbots die Guardia Civil und die Policía Nacional ein, die brutal gegen Abstimmung und Wähler vorging. Das Ergebnis der Wahl, an der nicht alle Katalanen wegen der Übergriffe von Guardia Civil und Policía Nacional teilnehmen konnten: 90,09 % stimmten für die Eigenständigkeit, 7,87 % mit nein, 2,03 % gaben leere Stimmzettel ab und 0,89 % der Stimmzettel waren ungültig.

Nicht hinterfragt die Autorin, warum der spanische Ministerpräsident Rajoy die Basken gegen die Katalonen ausspielte, das obwohl beide Volksgruppen, selbst die Galicier, auch Franco war einer, hart wegen ihrer Sprache getroffen waren.

Die Ansichten zu Katalonien unterscheiden sich auch in der Frage, ob die wieder erneut eingesetzte Monarchie richtig war und keine 2. Spanischen Republik. In der Zeit des Übergangs von der Diktatur zur Demokratie, spanisch »transicón« genannt, die Monarchie richtig war, dass noch als Wunsch wie Relikt des Diktators Franco.
Für mich ist der Titel etwas zu einseitig aus bürgerlicher Sicht geschrieben.
khw


Brigit Aschmann: BEZIEHUNGSKRISEN
Eine Emotionsgeschichte des katalanischen Separatismus
264 Seiten - 24,00 EUR