13.08.2021
Stefan Aust: ZEITREISE – Die Autobiografie

Nun blickt auch der ehemalige Chefredakteur des Wochenmagazins »DER SPIEGEL« mit 75 Jahren auf sein Leben als Journalist zurück, legt seine Autobiografie auf über 600 Seiten vor. Der Sohn eines Landwirts wuchs mit vier Geschwistern – davon einer war Urologe in Hamburg -Eppendorf - auf einem Bauernhof auf. Am Athenaeum in Stade machte er sein Abitur. Erste journalistische Erfahrungen sammelte er bei der Schülerzeitung »Wir«, hier lernte er auch den späteren Journalisten, Henryk M. Broder - der von der linken zur rechten Seite wanderte – und als erste der beiden, für den Springer Verlag arbeitet. Ein BWL-Studium brach Aust nach wenigen Wochen ab. Über den Bruder von Klaus Rainer Röhl, Wolfgang Röhl, sie kannten sich von der Schülerzeitung kam Aust zum Studentenmagazin »konkret«, kümmerte sich beim Blatt, das die DDR finanzierte, um das Layout.

In seiner Autobiografie gewährt Aust einen umfassenden Einblick in sein journalistisches Schaffen, arbeitete dabei auch seine Arbeiten zur Zeitgeschichte von der RAF, dem 11. September und den Hamburger G2O-Gipfel auf. Keinen Platz, nicht einmal eine Nebenrolle spielen sein Frau Katrin und seine beiden Töchter Antonia und Emilie. Im Bildteil finden sich einige Familienfotos, u.a. von der Hochzeit, Stefan Aust bei der Filmpremiere von »Der Baader-Komplex«. Von seinem Dokumentarfilm über das Friedensfest im Fußballstadion des FC St. Pauli 1983 Titel »Sag nein«, gefördert mit Mitteln der Hamburger Filmförderung, kein Wort. Der Film lief nur einmal bei seiner Premiere im HOLI-Kino in Hamburg- Eimsbüttel. Das sagte ich Stefan Aust bei der Premiere voraus – und so war es auch – klanglos verschwand der Film in den tiefen eines Filmarchiv.

In ihrer Buchkritik schrieb das Schweizer Blatt »Neue Zürcher Zeitung«: »Er war einer der mächtigsten Männer im deutschen Journalismus, doch als Stefan Aust an einem Dienstag Ende Mai vor dem Gebäude der Berliner Bundespressekonferenz steht und auf sein Smartphon blickt, nimmt keiner der vorbeikommenden Journalisten und Politiker Notiz von ihm: Der 74-Jährige hat sein Däcklikappe tief in die Stirn gezogen, als wäre er am liebsten inkognito unterwegs.«

Seit seiner Jugend ist Stefan Aust Pferdeliebhaber und Reiter, später wurde er auch Züchter. Das rückt auch in der Autobiografie in den Mittelpunkt. Auch hatte er Zuchterfolge, eine Stute machte bei einer Auktion Kasse, brachte einen stolzen Gewinn von 400.000 Euro ein.

Keine Antwort warum heute seine Wanderung von liberal nach rechts im Journalismus. Für Stefan Aust »Zeitreise« warb »Die Welt am Sonntag« bereits einen Tag vor erschienen auf der Titelseite am 30. Mai 2021, bezeichnete den Mann als »Deutschlands berühmtester Journalist«. In der »Zeitreise« kann man es nachlesen ob das stimmt.
khw


Stefan Aust: Zeitreise Die Autobiografie

Piper-Verlag, München 2021
656 Seiten - zahlreiche Fotos - 26,00 EUR